Leid ist nicht gottgewollt. Trotzdem kommt es vor. Ist Gott
nicht mächtig genug, es zu verhindern, oder nicht gut genug, es nicht zu
wollen? Gottes Antwort ist Jesus. Das Leid gibt es nicht. Es gibt
Leiden, an der Endlichkeit, am Freiheitsmissbrauch und so weiter. Jesus, vom
Vater gesandt, folgte Seinem Weg auch durch Leiden hindurch. Von einem aus Seinem engsten Mitarbeiterkreis wurde Er verraten. Fromme forderten Seinen Tod
wegen des Gesetzes. Heiden quälten und töteten Ihn zum Spaß. Seine Freunde
verließen Ihn aus Angst. Einsam und gottverlassen starb Er am Kreuz. Wozu
lässt Gott mich so leiden? fragt Jesus selber (Mt 26,46) mit den Worten von
Psalm 22,2.
Das Entscheidende, was hier geschieht ist: auch in allem
Leid, bleibt Jesus in Seinem Vertrauen auf den Vater, den Er am Kreuz nicht
mehr spüren, nicht mehr sehen kann. Jesus wendet Sein Gefühl in Gebet. Er
bleibt in der Haltung des Vertrauens und übergibt am Ende den Geist Seinem
Vater; so stirbt Jesus am Kreuz. Hatten die gottwidrigen Mächte
gesiegt? Wie konnte Gott Seinen Sohn so im Stich lassen!? Hatte Jesus sich
getäuscht mit Seinem Vertrauen? Am Kreuz endete auch Seine Endlichkeit und
damit auch meine. Aber ist nicht auch das sinnlos?
Zuerst schien es so. Seine Jünger verbargen sich aus Angst,
ihnen würde das Gleiche drohen. Aber sie machten am dritten Tag eine gewaltige
Erfahrung. Dieser Getötete lebte. Nicht seine Seele, nicht seine Sache, nicht
seine Ideen lebten fort, sondern Jesus selbst war am Ostersonntag auferstanden
und ihnen erschienen in Seinem verklärten Leib mit Seinen Wunden. Gott hatte
Jesu Weg mit Macht beglaubigt. Durch Seinen Heiligen Geist formte Er immer neu
die Kirche, die diese Botschaft durch die Jahrhunderte weitergab und gibt.
Wenn darum heute Menschen schwer krank sind, damit auch an
einer gewissen Form der Endlichkeit leiden, dann wissen Christen, dass für Jesus,
der sie liebt, der Tod keine wirkliche Grenze darstellt. Paulus hat diese
Erfahrung so auf den Punkt gebracht: Egal ob wir leben oder sterben, wir
gehören dem Herrn (vgl Röm 14,8). Das feiern wir Ostern, darauf
vertrauen Christen. Die Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern ist der
christliche Urknall. Ohne diese Erfahrung gäbe es weder die Kirche noch das
Sankt Gertrauden-Krankenhaus.
Freiheit und Geschöpflichkeit – und damit verbunden das
Leiden – bleiben in dieser geschöpflichen Welt und damit auch in der Kirche auf
Erden. Aber sie haben nicht mehr das letzte Wort; denn Jesus, der ewig lebt,
lässt jeden ewig leben, sobald er auf Ihn vertraut, egal ob der irdische Weg
überraschend und kurz oder lang und vorhersehbar verläuft. Für Gott stellt der
Tod keine wirkliche Grenze dar.
eine gesegnete Osterzeit
P. Adrian Kunert SJ
(erschienen Mitarbeiterblatt März 2016 im Sankt Gertrauden-Krankenhaus, Berlin)
(erschienen Mitarbeiterblatt März 2016 im Sankt Gertrauden-Krankenhaus, Berlin)
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