Donnerstag, 25. Mai 2023

Die Spur des Aufatmens

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Wenn ich behauptete, 50% der in Deutschland Lebenden wüssten nicht, was wir zu Pfingsten feiern und warum sogar noch der Pfingstmontag frei ist, der selbst im Vatikan nicht eigens frei ist, läge ich eher noch auf der zu positiven Seite. Damit offenbart sich meines Erachtens auch der tiefste Grund der Kirchenkrise von heute und eigentlich von immer, wenn es eine Krise in der Kirche gab.

Also das Positive vorweg: Wir feiern Geburtstag. Also herzlichen Glückwunsch.
Doch was genau ist geschehen?

Freitag, 31. März 2023

Der Tod der grauen Schwester

 Gedanken zum Triduum Paschale

Manchmal schleicht durch unsere Gänge und Zimmer eine merkwürdige Gestalt. Unauffällig grau im Gesicht und in der Kleidung. Es ist kaum möglich, ihr Alter zu schätzen. Manchmal wirkt sie jung, manchmal uralt. Direkt lässt sie sich ungern in ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht verwickeln. Wenn man sie grüßt, rennt sie an einem vorbei, als hätte sie nichts gehört. Wiederholt man den Gruß, wird sie nur noch schneller – ohne je zu antworten. Von selber käme sie nie auf die Idee zu grüßen. Aber eigentlich ist sie recht kommunikativ. Meist schaltet sie sich ungefragt in laufende Gespräche ein: „Hast Du schon gehört, was der schon wieder gemacht hat.“ Es ist die Schwester Motzerella. Bitte verwechseln Sie sie nicht mit der allseits geschätzten Kollegin Schwester Mozzarella; aber über

Dienstag, 14. März 2023

Vergebung und Freude

vierter Impuls zur Fastenzeit (Laetare!)

Vielleicht haben Sie es einmal erlebt, dass Sie bewusst von jemand anderem verletzt worden sind. Das ist schon schlimm, wenn es von Fremden oder Feinden geschieht, es ist aber nicht auszuhalten, wenn es von Menschen aus meiner Umgebung geschieht. Ich habe von Schicksalen in Familien gehört, wo mir nur vom Zuhören der Zorneskamm schwoll. Ob es da um Erbstreitigkeiten ging, um Gewalt oder Missbrauch auf diversen Ebenen, es kann starke innere Wunden hinterlassen. So etwas passiert nicht nur in Familien, sondern kann auch in Ordensgemeinschaften geschehen – es sind ja überall dieselben Menschen. Und die Gefahr ist groß, dass selbst nach Jahren der Groll so groß ist, dass man sagt:

Dienstag, 21. Februar 2023

Pilgern – sich auf einen Weg einlassen, der mich verändern darf

Gedanken zur Fastenzeit

Ein Pilger (über's Lateinische peregrinus: Fremdling) ist jemand, der das Vertraute verlässt, um zu einem religiösen Ziel zu gelangen. Dabei ist oft auch der Weg unbekannt, manchmal sogar gefährlich. So haben sich schon früh Gruppen gebildet, die gemeinsam gepilgert sind, um die Gefahren des Weges gemeinsam leichter bestehen zu können und so zum Ziel zu gelangen.

So ein

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Das traute hochheilige Paar mit dem Knaben im lockigen Haar

Liebe Freunde der Charismatischen Erneuerung im Erzbistum Berlin,

viele von Euch kennen ja sicher die „Stille Nacht“, in der nur das traute, hochheilige Paar einsam wacht. Und darin gleicht diese Nacht so vielen Nächten in denen Menschen stecken.

Ob es die zerbombten Häuser so vieler ausgebrannter Städte in den Kriegsgebieten dieser Welt sind, von der Ukraine über Armenien, Jemen, Syrien; ob es die vergessenen Konflikte Afrikas und Asiens sind, oder hier bei uns die kalten, dunklen Nächte der Einsamen in ihren Wohnungen oder auf

Freitag, 2. Dezember 2022

Eine unverzichtbare „Dienst“reise für den Advent

Eine Religionslehrerin fragte die Klasse: „Wie nennt man es, wenn ein Termin den anderen jagt und man vor lauter Arbeit nicht mehr an morgen denken mag?“ Ein Mädel meldet sich und sagt: „Advent!“ Die Lehrerin suchte natürlich nach einem anderen Wort: nach „Stress“

Haben Sie auch manchmal „Stress“? Ich meine jetzt nicht den guten, den so genannten Eu-stress, der uns anspornt und hilft unsere Ziele besser zu erreichen (wenn man zum Beispiel noch die ganzen Plätzchen backen muss); sondern diese blöde Situation, wo man sich immer nur mehr als Getriebener fühlt, der immer weniger in der Lage ist, seine eigene Situation zu gestalten.

Kann man dagegen etwas tun, gerade wenn man an den äußeren Bedingungen nichts ändern kann? Da kann ein kleines Ritual helfen, die Handlungsfreiheit zurückzugewinnen und damit den Blick auf die Situation zu entspannen, obwohl sich erst einmal nichts ändert.

Dieser Trick, ist eine bewusste, kurze Pause Atempause, die man überall, wo man gerade ist, einfügen kann. Sie treten ein wenig aus der Hauptverkehrsader ihres Alltags an die Seite, oder setzen sich gar aufrecht hin, schließen die Augen und lassen vor Ihrem inneren Auge die Weite des karibischen Meeres erstehen. Sie treten in Gedanken etwas zurück in den Schatten der Palmen, um die brennende Sonne zu meiden und und keine nassen Füße zu bekommen. Nun versuchen Sie mit einem langen, tiefen Atemzug, die salzige und meergeschwängerte Luft einzuatmen, die Ihnen der Ozean in einer sanften Brise zuweht. Versuchen Sie diesen Atemzug zu genießen und lassen ihn erst dann wieder gehen, wenn alle Entspannung, die er enthielt, bei Ihnen geblieben ist.

Jetzt können Sie wieder die Augen öffnen, in die Alltagsspur zurückommen und tun, was die Situation erfordert. Aber lassen Sie nicht überall den Sand vom Strand fallen.

P. Adrian Kunert SJ

Bild von Pixabay: https://pixabay.com/de/photos/strand-küste-palme-meer-sommer-84631/

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Reformationstag, Halloween & Allerheiligen

„Wenn Jesus damals nicht den bösen Riesenkürbis besiegt hätte, wären wir alle jetzt nicht hier.“ Diesen alten Spottvers auf traditionsvergessene MitbürgerInnen kennen Sie ja vielleicht. Viele feiern am Reformationstag (31.10.) oder am Vorabend von Allerheiligen (1.11., All Hallow's Eve) Halloween; für die meisten ist es wohl nur ein bisschen Karneval für Kinder, etwas Grusel-Grusel – und viel Kommerz. Und ist es schlimm, dass das geschieht? Schließlich gab es so ein Wichtigwerden und Unwichtigwerden verschiedener Feste schon immer. Laut Überlieferung soll Luther am Vorabend vor Allerheiligen die 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg geklopft haben – und das war auch zu einer Zeit, als vieles Wichtige in Vergessenheit oder in arge Schieflage geraten war.

Um das bewerten zu können, muss man sich anschauen, was in Vergessenheit geraten war oder was durch das Neue überdeckt zu werden droht; denn das geschieht ja fortwährend. Schon in vielen Paulusbriefen in der Bibel geht es darum, dass Menschen, oft mit besten Absichten, das Eigentliche preisgeben, ohne dies zu bemerken (vgl. Galaterbrief).