„Wann haben Sie eigentlich Geburtstag?“
„… morgen.“
„Äh, ich meine das Jahr.“
Die Frage dieses scherzhaften Dialoges, den ich mal gehört habe, könnte man auch dem Jesuskind stellen. Und es ist ja auch wichtig zu wissen, wie alt das Geburtstagskind ist, dem man gratulieren kommt, sonst könnte man der Person ja etwas schenken, was sie nicht oder vielleicht noch nicht braucht und was braucht ein Neugeborenes mehr als, ja sagen wir: Gold, Weihrauch und Myrrhe?
Wenn wir heute solche alten Texte hören, meinen wir sie unmittelbar verstehen zu können, wohl auch weil wir sie nicht zum ersten Mal hören, sondern sich eine wohlige Weihnachtsstimmung einstellt, wenn es heißt: „Und es begab sich zu der Zeit…“ Nun kommt es zwar vor, dass auch in den Wüsten rund um das Mittelmeer ab und an mal Schnee fällt – zumal jetzt in Zeiten des Klimawandels,
wo das ja selbst zu unserer Lebenszeit schon vorgekommen ist. Aber kaum einer von uns wird wirklich glauben, dass Maria und Josef mit dem Kinde in einer tief verschneiten Alpenwinterlandschaft in einem löchrigen Holzstall gesessen haben, als der Winter so kalt war und nur erhellt vom Schein des Sterns von Bethlehem und dem Glanz der Engel.
Der erste in der Neuzeit, der sich mit dem Stern von Bethlehem naturwissenschaftlich auseinandergesetzt hatte und auch auf die wahrscheinlich richtige Theorie gekommen war, ist Johannes Keppler. Er kam auf die Idee, dass es sich wahrscheinlich nicht so sehr um ein astronomisches, als vielmehr astrologisches Ereignis gehandelt hat. Denn in der Heiligen
Schrift steht nicht, dass „drei heilige Könige“ kamen, sondern Magier aus dem Morgenland.
In moderner Sprache waren das Sterndeuter aus dem heutigen Irak. Es war auch eine Zeit,
wo Menschen – selbst in Israel – noch viel hinein und auch wieder heraus deuteten aus der Konstellation der Gestirne. Und so suchte Keppler nach einer Planetenkonstellation, die auffällig gewesen wäre. Und er wurde fündig. So alle 560 Jahre kommen sich Jupiter und Saturn so auffällig nahe, dass sie so einem AUS THEOLOGISCHER SICHT großen Wandelstern (=Planet) am Himmel zu verschmelzen scheinen. Als dies vom Irak aus gesehen im Sternzeichen der Fische geschah beschlossen eine nicht genau genannte Zahl von Sterndeutern in die Levante (Israel, Libanon, Syrien) zu fahren, denn das Sternzeichen der Fische bedeutete diese Weltgegend, um den jetzt neu geborenen König dieser Gegend zu huldigen. Sie brauchten einige Monate für die Reisevorbereitungen und als der Stern wohl das zweite Mal erschien, machten sie sich auf den etwa zwei monatigen Weg. In Jerusalem angekommen, fragten sie bei Herodes dem Großen nach, wo denn dieser neu geborene König wäre. Die Schriftgelehrten wussten „in Bethlehem“. Justament in dieser Zeit erschien der Stern erneut und diesmal stand er ziemlich genau am Horizont über der Straße, die von Jerusalem nach Bethlehem führt. Nun braucht zwar Gott solche astrologischen Deutungen nicht, wenn er etwas
umsetzen will, aber ich habe den Eindruck, dass er manchmal sowas nutzt, was so in den Köpfen der Menschen drin steckt. Historisch gesehen sind wir nun bei folgenden Ergebnissen. Wenn man das erste Auftreten des Sterns mit der Geburt gleichsetzt, kommt man auf den 7. April des Jahres 7 vor Christus als Geburtstag und Jahr (habe ich mal gelesen). Die Sterndeuter wären dann ein fast Jahr
später dort aufgetaucht. Deswegen ließ Herodes auch die Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten; denn es handelte sich nicht mehr um einen Neugeborenen. Da war aber Jesus mit seiner Familie schon auf dem Weg nach Ägypten.
Aber warum gab es so komische Geschenke? Nun, in der Bibel gibt es (antike) Literaturgattungen, die wir heute nicht mehr kennen. Eine davon ist die „Kindheitsgeschichte“ anhand einer überlieferten
und manchmal auch erfundenen Begebenheit aus der Kindheit eines bedeutenden Menschen wird etwas erzählt über das große Werk, was er als Erwachsener tun wird und dafür stehen eben die Gaben. Aus deren Dreizahl der Gaben wurde auch die Dreizahl der Magier abgeleitet. Wegen der königlichen Geschenke wurden aus den Magiern in der Volksfrömmigkeit die drei Könige, die symbolisch spätestens seit dem Hochmittelalter für Asien, Europa und Afrika stehen und dann auch entsprechend dargestellt werden. Das Gold bedeutet die Königswürde Jesu als Herrscher über Raum und Zeit, der Weihrauch bezieht sich auf seine Existenz vom Vater her und auf ihn zu. Die Myrrhe bedeutet sein Leiden für uns. Ich wünsche Ihnen, wenn Sie in dieser Weihnachtszeit vielleicht wieder, vielleicht das erste Mal diese alten Texte hören oder lesen, dass sie sie tiefer hören und auch
verstehen lernen. Es ist deutlich mehr als gute Literatur, was uns darin begegnet. Der hohe Besuch sind nicht die heiligen drei König, es ist der Messias, der jeden von uns besuchen möchte. Und das Geschenk, das er mitbringt ist ein sinnvolles und erfülltes Leben für die Ewigkeit. Und das beginnt schon hier.
eine gesegnete Weihnachtszeit
P. Adrian Kunert SJ
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