Mittwoch, 8. April 2020

Systemrelevanz von Kirche und Osterhase

Neuseelands Premierministerin hat den Osterhasen als systemrelevant bezeichnet. Er darf also auch weiterarbeiten, wenn das meiste „nicht“ Systemrelevante schließen muss. Was wie eine drollige Nachricht klingt, die vor allem für die Kinder Neuseelands wichtig scheint, offenbart aber eine wichtige Frage. Was und wie nehmen wir etwas anderes wahr, als das, was gerade für unseren privaten Krisenmodus wichtig ist? Was macht das mit den Kindern? Wie geht es den besonders schutzbedürftigen Isolierten? Wird unser kulturelles Leben überleben? Gibt es den Bürgerkrieg in Syrien eigentlich noch und die Flüchtlingslager entlang diverser Grenzen? Was nimmt man wahr von der katastrophalsten Heuschreckeninvasion in Afrika seit 25 Jahren, die auf einen Kontinent trifft, der gerade gewaltige Dürrejahre und anschließende Überflutungen erleben musste. Oder von den islamistischen Morden Boko Harams an Christen in Nigeria? Was ist eigentlich mit dem Klimawandel? Wie sieht es mit unserem Gottesdienst aus – ist der auch so systemrelevant wie der Osterhase, oder wie Baumärkte?

Bei der Spanischen Grippe am Ende des ersten Weltkrieges gab es das auch schon einmal, dass gemeinsame Gottesdienste ausgesetzt wurden. Wir tun das heute ja auch wieder vor allem auch deshalb, weil viele der Mitfeiernden auch besonders schutzbedürftig sind. Aber miterlebt hat so einen Zustand noch keiner von uns.

Was macht das aber mit meinem inneren Koordinatensystem; lasse ich zu, dass Corona es zerstört? Komme ich in all dem Stress – oder in der dann oft nahtlos anschließenden häuslichen Quarantäne dazu, im Auge zu behalten, dass ich einen sicheren Anker im Strudel dieser Zeit habe? Wie bleibe ich mit Gott in Kontakt? Es ist für mich ungewohnt in einer leeren Kirche zu feiern und zu predigen – und noch schmerzlicher wohl für die, die nicht mehr dabei sein dürfen. Aber das ist sicher auch ein Prozess, der Ostern ausmacht. Der Abschiedsschmerz der alten Welt, von den alten Freunden am Gründonnerstag; das Leiden, Mittragen und Sterben am Karfreitag; und das allein tot sein jeder Hoffnung am Karsamstag. All das sind Situationen, die Menschen - auch in diesem Jahr neu und vielleicht intensiver – durchleben als in den vergangenen Jahren.

Aber Jesus bleibt nicht im Tod. Er ist auferstanden! Darum werden auch wir nicht in unserem Tod, unseren Isolationen bleiben, sondern auf Ihn hoffend mit Ihm auferstehen! Jetzt und hier in unseren menschlichen Gemeinschaften; in und nach der Krise, aber auch in uns aus der Kraft seiner göttlichen Auferstehung.

Gott sei Dank, muss Kirche nicht die Welt retten; das hat jemand anderes schon gemacht. Aber auch in diesem Jahr werden wir Leiden, Lieben bis zum Tod und Auferstehen Jesu feiern. Jetzt noch vereinzelt und stellvertretend für alle, die da wo sie sind, nicht wegkönnen; aber wir werden auch wieder neu Gemeinschaft finden aus dieser Kraft, die eben durch keinen Tod mehr zu überwinden ist. Bleiben wir verbunden im Gebet und im gemeinsamen „distant Socializing“.

Gesegnete Feier der Kar- und Ostertage allein und doch in innerer Gemeinschaft verbunden.

Ihr
P. Adrian Kunert SJ
PS. Viele Gottesdienste oder Impulse nehme ich zur Zeit auch auf Video auf. Falls Sie da mal reinschauen möchten, wäre hier die Adresse.

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