Schon Tiere nehmen bei manchen
Krankheiten nichts zu sich und unterstützen dadurch die Heilung.
Das bleibt auch abgestuft bei den
Religionen ein Motiv. Im allgemeinen möchten aber Menschen, die
Fasten nicht zuerst gesundheitliche Aspekte betonen. Einen
Begriffsunterscheidung möchte ich gleich zu Beginn nennen: Bei der
Abstinenz: Enthaltung gewisser Speisen, Getränke, Substanzen
oder Haltungen. Beim Fasten nehmen wir gewollt weniger zu uns,
als ich eigentlich täglich brauchen. Dabei geht die Palette vom
Vollfasten, (Getränke brechen das Fasten nicht – früher: Bier!);
Brot-und-Wasser-Fasten; diverse andere Fasten nach F.X. Mayr (der
Pionier des modernen Fastens) vor über 100 Jahren, das
Buchingerfasten; Basenfasten, Saftfasten...
Auch in den (Welt)Religionen spielt Fasten eine große Rolle mit unterschiedlichen Zielen.
den Nächsten: Wem nützt
mein Fasten? Nehme ich Nöte in meiner Umgebung eher wahr?
Wie reagiere ich jetzt darauf? Fastenspeisen (Gemeinschaft – Spende für Arme)
Auch in den (Welt)Religionen spielt Fasten eine große Rolle mit unterschiedlichen Zielen.
Im
Hinduismus dient die
Askese (Übung) dazu, um den Körper dem Geist unterzuordnen
(zB Yoga), das ist aber auch im jüdisch-christlichen Kontext ein
Motiv. Im Hintergrund steht der Athlet, der sich auf den Kampf
vorbereitet – hier mit unsichtbaren Mächten. Man versucht dadurch
dem Rad der Wiedergeburten zu entkommen.
Der Buddhismus
denkt da ähnlich, wobei man durch die Askese vor allem die
Täuschung enttarnt, die die Welt bietet und somit leichter zur
Erleuchtung gelangt.
Im Islam steht von der Lehre her
die „Gehorsamsübung“ gegenüber Gott im Vordergrund, wenn von
Sonnenaufgang bis zu Sonnenuntergang weder gegessen noch getrunken
wird. Es ist praktisch gesehen aber auch hier ein starker sozialer
Aspekt enthalten; denn zum Fastenbrechen bei Sonnenuntergang werden
alle mit eingeladen, die gerade vorbeikommen – man sehe sich das zB
in Neukölln mal im Ramadan an.
In jüdisch-christlicher Tradition
geht es zwar auch um innere Reinigung, zentral ist aber vor allem der
soziale Aspekt. Fasten nur für mich oder nur als
Zeichen der Frömmigkeit gilt als defizitär, teilweise sogar als
sinnlos oder schädlich (Aufbau inneren Hochmuts: Schaut mal wie
lange ich fasten kann). Biblisch könnte man mindestens sieben innere
Motivationen herausstellen, warum wir fasten, aber das würde an
dieser Stelle zu weit führen. Ich möchte heuer mal den Aspekt der
Achtsamkeit nehmen. Sie ist kein „auf der Lauer liegen“.
Fasten schärft unsere Achtsamkeit.
für mich: Was brauche
ich wirklich? Was taucht in mir auf, wenn ich reduziere/faste.
Wie reagiere ich jetzt darauf? Fastenspeisen (Gemeinschaft – Spende für Arme)
und Gott: Wenn der
Darmtrakt schweigt, kann ich in der Stille andere Dinge hören
lernen?
Lerne ich, Gottes Stimme darin zu
erkennen? Auch mich und meine inneren Verletzungen (Familie, Schule,
Freunde...) kann ich neu wahrnehmen lernen und um innere Heilung oder
Versöhnung bitten.
Achtsamkeit ist auch für die Stille
und das Gebet gut. Weglassen vieler Äußerlichkeiten (Jesus
fastet in der Wüste), lässt mich das, was bleibt stärker
wahrnehmen. Was und wieviel brauchte ich wirklich? Sind meine
Prioritäten richtig? Haben sie sich unter der Hand verändert?
Welche Freuden, Sorgen, Unruhen tauchen auf. Und auf einer tieferen
Ebene: welche Angst, welchen Schmerz, welche Leere oder Sehnsucht
nehme ich wahr? Wo möchte ich Gott neu einladen zu mir zu kommen?
Ich kann die Zeit auch nutzen neue, lebensfördernde Haltungen einzuüben. Die evangelische Kirche lädt hierzu zu "Sieben Wochen ohne" ein. 2020 speziell zu: Zuversicht. Sieben Wochen ohne Pessimismus.
Für manche geht es beim Fasten aber
auch um das Gewicht. Hierzu ist zu sagen: Abnehmen ist zwar nicht
Ziel von religiösem Fasten, aber oft nettes Beiwerk; Vorsicht
jedoch: Der menschliche Körper ist nicht geschaffen, um Diäterfolge
zu halten, sondern um Hungerzeiten zu überstehen.
Wenn Abnehmen aber eines Eurer
Ziele ist, könntet Ihr es mal mit Intervalfasten versuchen (googlen zB aber hier),
als neue Haltung einüben. Intervallfasten oder Intermittierendes Fasten (Wikipedia eine Firma) ist eine alte Sache. Zwei Tage nicht Essen bzw. Brot-und-Wasser-Fasten (Verrat Jesus: Mittwoch und Kreuzigung Jesu: Freitag) fünf Tage essen, war in der alten Kirche eine gängigen Fastenform. Neu entdeckt und leichter machbar ist aber die oben verlinkte Form des 16:8 Fastens. Man vergesse nur nicht das Trinken und die Bewegung (z.B. anstelle des Abendessens). Fasten allein ist zum Abnehmen nicht nachhaltig, außer sie machen es exzessiv wie früher manchmal in der Kirche mit über 100 Fastentagen im Jahr. Deswegen kann das 16:8 Fasten auch der Einstieg in eine neue, gesündere Lebensform sein.
Ich wünsche Euch eine gesegnete
vorösterliche Busszeit, in der sich Eure Gedanken also nicht so sehr
um das (fehlende) Essen drehen, sondern um den Herrn in Eurer Mitte.
P. Adrian Kunert SJ, Berlin
19.02.2020
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