Manchmal stehe ich inmitten von Tausenden, die Gott loben und ich komme nicht dazu, weil ich den Eindruck habe, die Band singt nicht für Gott, sondern produziert sich selbst – auf höchstem technischen und musikalischem Niveau selbstredend. Aber sagt dieser Eindruck dann wirklich etwas über den Lobpreis aus und nicht vielmehr über meine Art hier zu sein?
Manchmal sind wir in einem kleinen Kreis zusammen, ein Lobpreisleiter mit beschränktem technischen Know How spielt – und schon beim ersten Lied brennt die Luft und der Geist ist fast physisch zu spüren.
Was ist der Kern von Lobpreises?
Schauen wir nach bei 1 Chronik 16. David bestellt neben dem
priesterlichen (aaronitischen) Opferdienst eine eigene Truppe Leviten für
den Lobpreis. Sogar die Worte dieses Lobpreises sind überliefert. Es
beginnt mit einem Dank an den Herrn, das Staunen über Seine
Zuneigung zu Israel. Seine Wunder und Treue werden erinnert und
gepriesen, vor allem in den konkreten Taten der Befreiung und Leitung
in schweren Zeiten. Es wird über die Einzigartigkeit und Schönheit
Gottes und Seiner Werke gestaunt und diese gepriesen, und durch sie
Er. Israel wird aufgerufen, das vor allen Völkern zu proklamieren,
ja Mund der Schöpfung zu sein, die so Gott loben kann. Lobpreis
führt in die Perspektive Gottes. Dieser Lobpreis ist nichts
einmaliges. Auf Befehl Davids blieben Asaf und seine Brüder vor
der Bundeslade des HERRN, um dauernd den
täglichen Dienst bei ihr zu verrichten.
(1 Chr 16,37. Hervorhebung von mir.) Warum ist dieser
Aspekt dieser Aufgabe so wichtig: der tägliche Lobpreis mit diesem
Inhalt?
In unserem Alltag begegnen uns
verschiedenste Nöte und Forderungen; Ungerechtigkeiten im
Weltwirtschaftssystem und in der Familie neben; Krankheiten naher
Angehöriger, die fast alle Kräfte aufzehren und Epidemien nach der
nächsten Naturkatastrophe; Gier und Bosheit, die uns sprachlos oder
zornig machen können. Und alles ist dringend. Wenn sich dann noch
die Ängste der Menschen ringsum mit meinen vermengen, können sie zu
einer Flut anwachsen, die mich hin und her wirft. Wir Menschen in
unserem Alltag gleichen dann dem entwurzelten Seegras auf der
Oberfläche des Meeres, das ziellos hin und her gezogen wird. So
kommen aber auch unsere Prioritäten, unsere Nöte, Freuden und
Arbeit ins Schwanken und Durcheinander. Den täglichen Blick zu Gott
einzuüben und vor allem Seinen Blick auf unser Leben hilft uns, die
wichtigsten Dinge in unserem Leben, nicht relativieren zu lassen von
den dringenden Forderungen, die wie die Wellen im Meer immer neu
heran branden, sondern fest zu stehen auf dem Fels, der Er uns ist.
Dann können wir aus dieser Haltung
heraus, die alles Eigene aufgegeben hat, auch in die Fürbitte
eintreten oder in andere Formen des Gebetes, die aber immer bei der
Anbetung Gottes, bei der Hingabe, ihr Ziel finden sollte. Dazwischen
erfolgt in Fürbitte und prophetischem Gebet auch das
Auseinandersetzen mit den Nöten und Anliegen der Zeit, aber eben mit
den richtigen Prioritäten. Diese werden durchaus unterschiedlich
sein zu denen meines Nächsten; denn Gott hat neben dem allgemeinen
Ruf für alle zur Heiligkeit als Sein Kind, auch einen sehr
persönlichen Ruf für jeden Einzelnen. Den einen lockt Gott immer
mehr zu Werken der Nächstenliebe, eine andere zum Dienst in der
Gemeinde, wieder andere verstärkt in die Familie, in den
Heilungsdienst, die Kunst und und und. Entscheidend dabei ist, das
der Fokus und die Perspektive über den Lobpreis hin zur Anbetung
bleiben und in der Wertschätzung der Berufung des anderen. Damit wir
eben auf dem Fels gegründet bleiben und auch Nein sagen
können, wenn wir mal wieder unter dem Schein des Guten versucht
werden, über unser Maß zu leben und noch dieses oder jenes zu
übernehmen, „weil dieses gute Werk sonst kaputt gehen würde“;
Gott braucht keine Arbeitssklaven, die die Arbeit für Ihn erledigen,
sondern Liebhaber, die mitarbeiten dürfen an Seinem Reich, wo Er die
Hauptlast trägt.
Lobpreis ist uns aufgegeben; wir können
aufgeben, was uns von Gott fern hält und ergreifen, wozu Er uns
ruft, damit immer mehr Ihm hingegeben leben können.
P. Adrian Kunert SJ
Toller Blog! Viele Grüße, Patrick
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