Vielleicht kann man in diesem Zusammenhang auch auf die alte
Tradition des Quatemberfastens hinweisen. Das sind vier Wochen, die ungefähr
mit dem Beginn jeder Jahreszeit zusammenfallen. Heute sind es die Woche nach
dem ersten Fasten- bzw Adventssonntag sowie die Woche vor Pfingsten (früher
nach Pfingsten, weil es da noch die Pfingstoktav gab) und nach Kreuzerhöhung
(14. September). "Nach Asche, Pfingsten, Kreuz, Luzei gedenke, dass
Quatember sei." lautete ein alter Merkspruch dazu. Gefastet wurde hier
selten die ganze Woche, sondern von Mittwoch bis Samstag; das bedeutete an
diesen Tagen nur eine sättigende Mahlzeit und kein Fleisch, oder ein
Brot-und-Wasser-Fasten. Heute würde man das wohl unter die Kategorie
Intervallfasten abheften.
Die Bischöfe beschlossen 1972, dass es diese Quatemberwochen
wohl auch weiterhin geben solle, allerdings weniger als klassische
Fastenwochen, sondern als Wochen, wo besonders die Solidarität in den Gemeinden
mit der Weltkirche im Mittelpunkt stellen solle. Aber man kann ja das eine tun
ohne das andere zu lassen, denn das klassische Fasten hat einen fokussierenden
Effekt. Man ist bewusster im Alltag unterwegs; denn man merkt: dies und das
brauche ich nicht (Abstinenz). Oder auch: ich habe innere Ressourcen, die sich
erst zeigen, wenn man „Selbstverständliches“ mal weg lässt. Was also ist eigentlich Ziel dieser Fokussierung?
„Mensch, gedenke, dass Du Staub bist; und zum Staub kehrst
Du zurück.“ Sind wir Christen da nicht eigentlich morbid? Jeden Aschermittwoch lassen
wir uns das Kreuz aus der Asche der Palmzweige vom Vorjahr auf die Stirn
zeichnen mit der deutlichen Erinnerung daran, dass wir sterblich sind.
Was haben Marilyn Monroe, Robin Williams, Kurt Kobain, Chris
Cornell und Chester Bennigton gemeinsam? Sie wurden von Millionen verehrt und
warfen ihr Leben doch weg. Aber es muss nicht immer gleich Selbstmord sein.
Auch von anderen Promis gibt es viele, die inmitten ihrer großen Erfolge und
Verehrer allein waren und sich angesichts ihres nahen Todes fragten, was das
Resumé ihres Lebens wäre.
Als Christ sollte man sich das sowieso öfter fragen, ob ich meine Zeit,
Energie und Ressourcen in die richtigen Dinge investiere; nicht um das Leben zu
vergällen, sondern um sich davor zu bewahren, zu viel Zeit und Energie in
sinnloses Tun und Denken zu stecken bzw die Balance immer wieder herstellen zu
können, so dass die Prioritäten im Leben in der richtigen Reihenfolge blieben.
Doch bei dieser Prüfung kann auch auftauchen, dass alles
scheinbar sinnlos ist, Tand. Was dann? So muss es auch den Jüngern Jesu gegangen
sein, als sie erleben mussten, dass der für den sie ihr bisheriges Leben
aufgegeben hatten, nun diesen entehrenden grausamen Tod am Kreuz gestorben ist.
Zwei von ihnen sind sogar unterwegs und geben einem scheinbar Fremden einen
Einblick in ihre Hoffnungslosigkeit. Doch dann dürfen sie erleben, dass dieser
Tote lebt. Nein, die Römer hatten sich nicht getäuscht, er war tot. Aber für
Gott ist auch der Tod keine Grenze. Und so strahlte der Auferstandene am
Ostersonntag auf inmitten ihrer Hoffnungslosigkeit und zeigte, dass sein Wort
und Leben dem Leben geben, der Ihm vertraut. Das ist das, was wir zu Ostern,
wie an jedem Sonntag, wieder feiern: Christus ist auferstanden. Damit hat das
Leben in Gott das letzte Wort, nicht mehr der Tod. Und diese Auferstehungskraft
beginnt nun immer stärker in denen zu wirken, die Jesus folgen.Mit dieser Fokussierung kann man dann auch mal wieder neu auf bestimmte zwischenmenschliche oder auch gesellschaftliche Probleme schauen. Kann hier durch die neue Achtsamkeit etwas anders, besser werden? Kann man etwas mit ins Gebet nehmen oder tun, damit dann nach der Nacht des Todes Jesu auch etwas von uns mit Ihm am Ostermorgen zu neuem Leben erwacht?
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