Warum ist Jesus in unseren Tod
gekommen?
Oder: Ist etwas gut, weil Gott es
befiehlt? Oder befiehlt Gott etwas, weil es gut ist?
iStock Romolo Tavani
Jesus ist Mensch geworden, damit Er uns nicht nur Gottes frohe Botschaft bringt, sondern damit Er uns auch zeigen kann, dass Gott uns bis zum Ende liebt durch alle Ablehnung, den Spott und die Zurückweisung des Menschen hindurch – selbst wenn es Ihn das Leben kostet.
Manchmal wird man gefragt, warum Gott für unsere Sünden sterben musste? Sollte nicht jeder nach dem beurteilt werden, was er getan oder gelassen hat? Nun ja, das ist richtig – aber dann wäre der Himmel leer; denn Gott ist unvergleichlich und vollkommen (=heilig) – und so hat Er auch uns geschaffen, frei um zu lieben, also aus dem Vertrauen aufeinander zu leben. C.S. Lewis sagte einmal: Himmel ist, wenn der Mensch zu Gott sagen kann: Dein Wille geschehe. Hölle ist, wenn Gott sagen muss: dein Wille geschehe. Sünde ist diese selbstverschuldete Einsamkeit, in der der Mensch nehmen wollte, was nur in Beziehung geschenkt werden kann. Aber wie kann unsere Sünde weggenommen werden, ohne unsere Freiheit und damit Liebesfähigkeit zu zerstören?
Könnte Gott denn nicht einfach menschliche Sünden wegnehmen, indem Er es sagt? Warum dieser scheinbar lange Umweg über Menschwerdung, Werbung um die Aufmerksamkeit der Sünder und dann sogar Seinen Tod für sie?
Sünde (selbstverschuldete Trennung von Gott) bedeutet Tod und führt zum Tod. Warum Gott diesen „Umweg“ geht, kann man sich klarmachen, wenn man sich ein Kapitalverbrechen vor Augen führt. Wenn der Schuldige einfach nur begnadigt würde, sähe es für ihn so aus, als hätten seine Taten für ihn keine Folgen. Aber wenn sein Opfer getötet wurde oder anderes schweres Leid erdulden musste, braucht es Gerechtigkeit. Angesichts von Gottes Heiligkeit ist jede Sünde dergestalt, dass wir uns dadurch von Gott getrennt haben (= Hölle). Aus dieser Situation kommen wir ohne Gott nicht heraus. Wir brauchen Seine Barmherzigkeit. Gott bindet sich selbst an das Recht, denn sonst wäre er ein Willkür-Gott. Darum muss Gott auch ein gerechtes Urteil sprechen, was die Sünde verdient. Aber jetzt kommt Seine Barmherzigkeit ins Spiel. Er lässt uns nicht allein, sondern übernimmt unsere Strafe freiwillig – und das ist das Kreuz. Und um uns diese Liebe bis zur Vollendung zeigen zu können, wurde Gott Mensch. Thomas von Aquin hat diese Haltung Gottes so zusammengefasst:
Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit
ist Grausamkeit;
Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit aber
ist die Mutter der Auflösung.
Aber annehmen müssen wir diese Liebe selber.

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