Fröhlichen Aschervalentinstag! Ich weiß nicht, ob Sie sich manchmal Filmchen auf YouTube ansehen. Da gibt es schon das dritte Mal ein Outdoor/Survival-Format. Es nennt sich „7 versus Wild“. In diesem Jahr gab es eine Teams-Edition. Zwei Leute sollten 14 Tage in der Wildnis Kanadas überleben allein mit Hilfe von Dingen, die sie in eine Literflasche packen konnten. Was sie damit taten ist also genau das, was beim Fasten passiert: sich auf das Nötigste zu reduzieren und sehen, was dabei in mir aufbricht und was auch zum Abbruch führen kann. In diesem Jahr fand ich bemerkenswert, was gerade so Menschen äußerten, die sonst selbst Inhalte auf YouTube produzieren. Es fiel vergleichsweise oft der Satz: Wenn wir hier raus sind, muss ich was ändern. Ich muss mehr Zeit mit meiner Familie/Freundin... verbringen. Es brach hier von allein auf, wozu jüdisch-christliches Fasten eigentlich führen soll: zu mehr und besserer Gemeinschaft – mit Gott und den Nächsten.
Aber was hindert uns daran, zu dieser besseren Gemeinschaft zu kommen? Erst einmal vor allem, unter all dem Stress überhaupt wahrzunehmen, was ist. Dieser Stress setzt sich oft aus Dingen zusammen, die aus der Zukunft her auf uns einprasseln – und entschieden und angegangen werden wollen. Aber auch viele alte Dinge, die in uns in einer vergoldeten Vergangenheit festhalten wollen oder auch manchmal bis heute unser Leben vergiften. Und in der Fülle der Dinge, die auf einen herfallen, wird immer schwerer unterscheidbar, was von dem Dringenden wichtig oder gar notwendig ist und was nur nice-to-have.
Zu Aschermittwoch wird darum immer zur Umkehr aufgerufen. Biblische Umkehr ist nicht „Buße tun“ (eine menschliche Handlung), ist aber auch nicht zurückkehren zu dem, wo ich gestern war, sondern Ausrichtung auf Gott und Seine Gedanken für mich im hier und jetzt; denn Er hat gute Gedanken für mich, hier und jetzt. Den Raum dazu gewinne ich nur durch „lassen“. Das klassische Fasten bedeutet, weniger Nahrung als das täglich Nötige zu sich zu nehmen und aus dem zu leben, was wir eh mal „für schlechte Zeiten“ auf den Rippen angespart haben. Und/oder dabei auch abstinent zu sein, also diese oder jene Verhaltensweise zu lassen und statt dessen, sich etwas Gutes anzugewöhnen; also z.B. mal Alkohol, Süßigkeiten, verarbeitete Nahrungsmittel oder Fleisch zu lassen, und/oder statt dessen etwas zu tun, was hilft, gewohnte Dinge mal anders zu tun oder gar andere Dinge zu probieren. So können wir auch hier Raum gewinnen für etwas, was die Beziehungen zur Familie verbessert oder was Menschen, die unter schwierigen Bedingungen leben (in der Nähe oder auch Ferne), hilft. Manchmal kann man dabei kleine Helferchen einsetzen, die uns dieses „umkehren“ erleichtern.
Wir wollen darum in dieser Fastenzeit
ein paar kleine Übungen anbieten mittwochs physisch um
zwölf Uhr in der Kapelle des Sankt Getrauden-Krankenhauses oder jeder für sich allein, wenn wir
diese Übung im Anschluss hier veröffentlichen. Es sind Übungen, die
unsere Sinne ansprechen, denn fühlen, schmecken, riechen etc. tue
ich normalerweise nur in der Gegenwart. Und so kann eine
Konzentration auf einen der Sinne eine Chance sein, in die Gegenwart
zu kommen und Dinge aus Zukunft oder Vergangenheit mal für den
Moment zu lassen. Diese mittwöchliche Übung wird nie länger als
fünf Minuten dauern. Also wie es in den Psalmen heißt:
Kostet und seht, der Herr ist gut. (Psalm 34,9)
21.2.: Schmecken; 28.2. Riechen; 6.3. Fühlen; 13.3. Hören; 20.3. Sehen
Eine gesegnete Fastenzeit wünscht
Ihnen im Namen der Seelsorge
P. Adrian Kunert SJ
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen