Donnerstag, 10. August 2023

15. August – Mariä Aufnahme in den Himmel


In der ostkirchlichen Tradition erleben die wundersam von Engeln herbeigetragenen Apostel den Tod Mariens so, dass sie von Engeln unterstützt ihre himmlische Reise antrat. Ihre irdischen Kleider verblieben aber hier. Dem Zweifler Thomas, der auch hier irgendwie schaffte zu spät zu kommen, ward der Gürtel zuteil. Diese Kleider würden nun in Trier, Aachen, Prato (Toskana) und anderswo aufgehoben. Diese Variante der Legende erzählte Caesarius von Heisterbach um 1215.

In der westkirchlichen Tradition vor allem im Alpenraum – und das ist die Grundlage auch der dortigen Volksbräuche – geschah gemäß der Legenda aurea folgendes:

Es wurde auf Weisung eines Engels dem Leichnam Mariens eine Palme vorausgetragen; als Christus selbst drei Tage nach dem Tod seiner Mutter auf Erden erschien, um sie auf ihrem Weg in den Himmel zu begleiten, berichtet dieselbe Legende, habe sich ein unaussprechlicher Duft verbreitet. Eine jüngere Legende erzählt, als man das Grab Mariens später geöffnet habe, seien nur Rosen vorgefunden worden. Hintergrund davon ist wahrscheinlich, dass die jahreszeitlich bedingte Getreidereife und Hochblüte der Natur damit in Erinnerung brachte, dass Maria traditionell als "Blume des Feldes und Lilie in den Tälern" (Hoheslied 2,1) verehrt und seit dem 5. Jahrhundert als "guter und heiliger Acker" benannt wurde, der eine göttliche Ernte brachte, woraus sich die Darstellung Maria im Ährenkleid entwickelte.

Das Fest wird schon ab dem 4. Jahrhundert in Syrien (in der gesamten Ostkirche ab dem 6. Jhd als "Entschlafung Mariens") und spätestens ab 7. Jahrhundert auch in der gallischen (West-)Kirche am 15. August als die „Aufnahme Marias in den Himmel“ gefeiert. Mit der Missionierung verbreitete es sich das Fest auch ab dem 8. Jahrhundert in Germanien und verdrängte hier heidnische Erntefeste. 1950 wurde die Lehre von der „leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel“ von Papst Pius XII. zum Dogma erhoben, also zum verbindlichen Glaubensinhalt, erklärt. Traditionell werden vor allem im ländlichen Raum Kräuter gesammelt und daraus Büschel gebunden, die am Hochfest in den Gottesdiensten geweiht werden. Im Saarland und Teilen Bayerns, Österreichs und der Schweiz wird an diesem Tag nicht gearbeitet. Vor allem im Alpenraum versammeln sich da auch Menschen in den Gemeinden, um gemeinsam die Kräuterbuschen zu binden.

Mindestens sieben Kräuter müssen Marienverehrer dafür sammeln („sieben“ stehen für die sieben Sakramente oder die sieben Schmerzen Mariäe). Aber das ist von Ort zu Ort und manchmal auch von Familie zu Familie verschieden. Auch neun (drei mal drei; Dreifaltigkeitssymbol), zwölf (für die Apostel) oder gar 77 sind möglich. Nach der Weihe finden die Buschen ihren Platz im Haus, meist im sogenannten "Herrgottswinkel" oder beim Herd werden sie aufgehängt und dienen das Jahr über auch als Apotheke. Die geweihten Buschen werden aber auch gern auf dem Dachboden aufgehängt und sollen allda gegen Krankheit, Unheil und Blitzschlag helfen. Zerriebene Blätter davon werden aber nicht nur Menschen gegeben, sondern auch kranken Tieren ins Futter gemischt. Jede einzelne Pflanze hat auch eine bestimmte Bedeutung:

Die Mitte bilden Rose (Maria) und Lilie (Josef). Rosmarin soll zum guten Schlaf verhelfen, Salbei zu Wohlstand, Weisheit und Erfolg. Wermut steht für Kraft, Mut und Schutz, Minze für Gesundheit. Arnika soll gegen Feuer und Hagel schützen. Für Glück und Liebe steht die Kamille, Getreide für das tägliche Brot.

Mit „Aufnahme Mariens in den Himmel“ beginnt der „Frauendreißiger“, der am 12. September mit dem Fest „Mariae Namen“ endet. In dieser Zeit finden im Alpenraum auch viele Prozessionen statt.

P. Adrian Kunert SJ

Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

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