Die Kuh „Elsa“ ist – verzeihe die Ausdrucksweise – ein Miststück. Scheinbar friedlich äsend steht sie auf der Wiese am Waldessaum. Ein junger Wandersmann aus dem Nachbardorf läuft daran vorbei und zack, hatte sie ihn mit den Hörnern erwischt. Letzte Woche starb dabei sogar der Vater der Nachbarsfamilie (Biblische Geschichte: 2 Mose/Exodus 21,29). Die Kuh wurde natürlich gesteinigt. Jetzt war aber bekannt, dass diese Kuh eine „Problemkuh“ war. Jetzt hätte also auch der Besitzer gesteinigt werden müssen, weil er sie nicht ordentlich gesichert hatte. Das Urteil war eigentlich schon gefällt; doch die Familie des Geschädigten sagte: Was haben wir davon, wenn er
auch stirbt. Wenn er unsere Familie finanziell angemessen unterstützt bis unser Ältester alt genug ist für die Familie zu sorgen, möge er leben. Der Schuldige nahm diese Sühnemöglichkeit dankbar an (Ex 21,30), die Familien fanden so zu einer Versöhnung.
Das ist ein zwar sicher ordentliches Stück Arbeit, aber für eine einigermaßen wohlhabende Familie machbar. Wie sieht das aber aus, wenn die Sühne zwar angemessen, aber so hoch ist, dass ich sie unmöglich leisten kann? Nun, genau sowas ist das, was wir mit dem Herz-Jesu-Fest feiern. Die angemessene Todesstrafe für alle Sünden der Menschen – und da kommt einiges zusammen, denke an die vielen großen und kleinen Kriege, die Ausbeutung von Menschen und Umwelt, direkt oder indirekt durch unser Zinssystem... – könnten wir unmöglich selber leisten. Gott selber leistet sie durch die Liebe, die uns Jesus gezeigt hat bis zum Tod am Kreuz. Das einzige, was wir noch tun müssen, um diese Sühne anzunehmen und somit eins werden mit Gott ist, dass wir Jesus und Seiner Liebe zu uns vertrauen und aus diesem Vertrauen leben lernen; damit transformieren wir viele jetzt sündige Strukturen hin zu mehr Gerechtigkeit.
Gott zeigt uns, mit dem Herz-Jesu-Hochfest, dass Er ein offenes Herz für uns hat, trotz allem, was wir einander und Seiner Schöpfung immer wieder antun.
Das ist mehr oder weniger der Kern des heutigen Festes. Aber wir wollen auch in jedem Jahr, einen besonderen Schwerpunkt setzen. Wir nennen es in diesem Jahr: Kontraste. Gott kontrastiert mit Seiner Liebe unsere Lieblosigkeit, unsere Verschlossenheit mit Seinem offenen Herzen. Aber Er tut das natürlich nicht, um uns bloßzustellen, sondern damit wir fähig werden, aus Seiner Liebe zu leben, selber Teil zu sein von Seiner Liebeswelle, die allein schon dadurch anfängt spürbar zu werden,
dass wir weiterhin unsere Mitmenschen grüßen ohne zu verbittern, selbst wenn diese oder jene uns immer nur ansehen, ohne je zurück zu grüßen,
dass wir uns herausfordern lassen, Dinge zu tun, die wir zwar immer schon für richtig gehalten haben, aber aus Bequemlichkeit nie getan haben... z.B. statt des Fluges in den Urlaub ein anderes Verkehrsmittel zu nutzen... (Ein Flug zu den Kanaren und zurück hat ungefähr den CO2 Fußabdruck, wie in Jahr Fleisch essen bzw. Auto fahren.
… was legt Gott Dir auf's Herz?
Gottes liebendes Herz
segne Dich
P. Adrian Kunert SJ
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen