Das Judentum zur Zeit Jesu feierte an diesem Tag (Schwawuoth
= das Wochenfest) auch die 2. Gabe des Gesetzes an Israel am Sinai, nachdem die
ersten Tafeln von Mose zerschmettert worden waren wegen des Goldenen Kalbes.
Die Pharisäischen Juden erwarteten auch gemäß den Propheten die Ausgießung des
Geistes Gottes wie im Buch des Propheten Ezechiel (Kapitel 47) verheißen.
An diesem 50. Tag nach Ostern und am 10. Tag nach der
Himmelfahrt Jesu waren die Jünger Jesu versammelt im Abendmahlssaal mit Maria
und auch anderen Verwandten Jesu. Sie beteten um das, was sie noch nicht
kannten. Die Ereignisse sind dann in der Apostelgeschichte 2,1-13 festgehalten.
Auf einmal kam ein Brausen vom Himmel her
wie wenn ein Sturm; und über den Jüngern zeigten sich Zungen wie von Feuer. Und
sie begannen in Sprachen zu reden, die sie nicht gelernt hatten. Sie priesen
die großen Taten Gottes. Der Heilige Geist war gekommen und formte aus den
Jüngern (=Nachfolgern Jesu) die Kirche (den Leib Christi).
Wer ist dieser Heilige Geist; einer von drei Göttern, wie
das manchmal der Kirche vorgeworfen wird, die das Konzept der Dreifaltigkeit
oder auch Dreieinigkeit Gottes nicht verstehen? Das, was die Juden und Christen
mit „Gott“ meinen und Muslime „Allah“ bezeichnen hat sich nach christlichem
Verständnis im Menschen Jesus von Nazareth offenbart (Festgeheimnis von
Weihnachten). In seinen Worten und seinen Taten und Worten offenbarte Jesus seinen
Anspruch, eben nicht nur ganz Mensch zu sein, sondern auch ganz der „ewige Sohn“. Und hier
setzt das erste Missverständnis oft schon ein: Auf der Ebene Gottes drückt
Vater und Sohn nicht aus, dass es Männer oder gar zwei getrennte männliche
Götter sind, sondern dass sie eines Wesens sind. Der Sohn ist also nicht das
Geschöpf des Vaters, des ursprunglosen Ursprungs, sondern steht mit ihm in
einer ewigen Beziehung als Ursprung vom „Vater“ her. Die Beziehung beider
zueinander nennt die Kirche „Heiliger Geist“ oder „Liebe“. Weil in Gott jede
Differenz und jede Einheit absolut sind, sind die drei zwar Personen, aber
nicht in unserem neuzeitlichen Verständnis (wo auch die äußere Einheit
dazuzählt), sondern so, dass auch ihre Einheit als der eine Gott absolut ist.
Die Identität des Menschen (100%) Jesus, war nun zutiefst seine Beziehung zum
Vater als ewiger Sohn und damit Gott. Das erfuhr aber Jesus auch über den
Heiligen Geist und im Vertrauen auf den Vater.
Pfingsten geschieht nun etwas ähnliches. Aus Menschen, die
in ihrem Leben stehen, werden nun durch die Erfüllung mit dem „Heiligen Geist“,
Kinder Gottes, die ihre Identität so auch neu erfahren und es durch die Kraft
des Geistes auch leben können. Jeder, der dem Auferstandenen Jesus glaubt, sich
auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen lässt,
wird nun erfüllt mit diesem Geist und erhält diese neue Identität als Kind
Gottes geschenkt. Insofern feiert die Kirche Geburtstag, wenn sie Pfingsten
feiert. Kind Gottes zu sein erhält durch den Heiligen Geist eine ganz neue
Bedeutung.
Ich wünsche allen Getauften also zu Pfingsten ein gesegnetes
Geburtstagsfest.
P. Adrian Kunert SJ
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