Von Martin Buber mag ich am meisten die „Die Erzählungen der Chassidim“. In kleinen Geschichten dieser jüdischen Erneuerungsbewegung aus Ostpolen und der Ukraine werden tiefe bis sehr tiefe Antworten gegeben auf menschliche Fragen angesichts von Chaos und Leid in der Welt. Das geschieht meist anlässlich einer Bibelstelle, die einem der Jünger eines Rabbis (hier meist Zaddiq genannt) dunkel erschien. In der folgenden Begebenheit wird nun sehr gut auf den Punkt gebracht, warum wir wie auf Gott warten und was sich dann ändert, warum es sich also lohnt innerlich zu warten und sich zu bereiten, wenn es auch oft scheint, als behielte um uns die Finsternis die Oberhand. Der Zaddiq (hier: der Leiter der Gemeinschaft) wurde von einem seiner Frommen gefragt, warum es in der Schrift manchmal heiße: Gott wohne hier oder dort, wenn er doch als Gott überall ist? Der Zaddiq antwortete: Gott ist in der Tat überall; aber er wohnt nur da, wo man ihn einlässt. Schauen wir mal, ob wir in uns ein Eckchen sehen, wo wir Gott nicht nur entdecken, weil Er da ist, sondern wo wir dann auch mit Ihm zusammen wohnen können.
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Liebe Grüße und
Gottes Segen
P. Adrian Kunert SJ
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