Mittwoch, 18. Dezember 2024

Vierter Advent -- Wo ist Gott denn nun!?

 

Von Martin Buber mag ich am meisten die „Die Erzählungen der Chassidim“. In kleinen Geschichten dieser jüdischen Erneuerungsbewegung aus Ostpolen und der Ukraine werden tiefe bis sehr tiefe Antworten gegeben auf menschliche Fragen angesichts von Chaos und Leid in der Welt. Das geschieht meist anlässlich einer Bibelstelle, die einem der Jünger eines Rabbis (hier meist Zaddiq genannt) dunkel erschien. In der folgenden Begebenheit wird nun sehr gut auf den Punkt gebracht, warum wir wie auf Gott warten und was sich dann ändert, warum es sich also lohnt innerlich zu warten und sich zu bereiten, wenn es auch oft scheint, als behielte um uns die Finsternis die Oberhand.

Der Zaddiq (hier: der Leiter der Gemeinschaft) wurde von einem seiner Frommen gefragt, warum es in der Schrift manchmal heiße: Gott wohne hier oder dort, wenn er doch als Gott überall ist? Der Zaddiq antwortete: Gott ist in der Tat überall; aber er wohnt nur da, wo man ihn einlässt.

Schauen wir mal, ob wir in uns ein Eckchen sehen, wo wir Gott nicht nur entdecken, weil Er da ist, sondern wo wir dann auch mit Ihm zusammen wohnen können.

  Liebe Grüße und
   Gottes Segen
   P. Adrian Kunert SJ

Bild: Pixabay.de von wal 172619

Mittwoch, 11. Dezember 2024

Dritter Advent – freut euch

Alles tickt einen Tacken schneller, denn Weihnachten naht, wie in jedem Jahr überraschend ein wenig unvorhergesehen hurtiger als noch letztes Jahr. Da ist es doch gut mal inne zu halten und zu überlegen, wie man sich wohl dem Strudel etwas entziehen könnte und zur eigentlichen Vorbereitung kommen kann. Dazu hilft ein Blick auf den nächsten Sonntag.

„Wer andern eine Blume sät, blüht selber auf.“ heißt es im Kalender „andere Zeiten“ am Mittwoch dem 11.12.2024. Das ist eine schöne Übertragung des Themas vom 3. Advent, wo es im Eröffnungsvers zur Messe heißt: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe (Philipper 4,4-5). „Gaudete“ (lateinisch für: Freuet Euch) heißt dieser Sonntag darum auch – und das Lila des Messgewands und manchmal auch der dritten Kerze auf dem Kranz wird mit ganz viel Weiß Rosa gemacht.

Insofern machen Sie doch in dieser Woche mal allen Dreien, Gott, den anderen und sich selbst, ein Geschenk, das Freude bringt. Ein überraschendes kleines Kekslein für eine einsame Person in ihrem Umfeld, fünf Minuten Stille mit einer Kerze in unserer Kapelle und da einfach mal etwas hinhalten, was Sie vielleicht schon seit Jahren innerlich bremst oder wo ich aus Scham selber nicht gern drauf sehen möchte; denn die Scham zerbröselt, wenn sie in das liebende Licht Gottes gehalten werden kann, statt vor den grellen Suchscheinwerfern „der anderen“ versteckt werden „muss“. Die „anderen“ sind nämlich häufig nur Stimmen in meinem Kopf, die meine Freude ausbremsen wollen.

Insofern säen Sie doch in dieser Woche anderen mal eine Blume, allein schon deswegen, weil es allen Beteiligten Freude bringt.

Liebe Grüße und Gottes Segen
P. Adrian Kunert SJ

Bild von Bundschatten auf Pixabay

Freitag, 6. Dezember 2024

Erst eins, dann zwei, dann...

nein heute soll es mal nicht um den zweiten Advent gehen, sondern um etwas anderes, was aber auch mit Lichtlein zu tun hat – oder vielleicht geht es doch um den zweiten Advent?

Wenn Sie jetzt in die Kapelle kommen, werden sie sehen, dass Statuen von Maria und Josef ihren Platz getauscht haben. Vor Maria steht jetzt ein Opferstock. Diesen hat der „Förderverein Sankt-Getrauden-Hospiz“ für die Kapelle gestiftet. Aber nicht nur das. Sie haben auch eine Übung für alle mitgegeben, die dort eines der elektrischen Lichter anzünden möchten; denn sie haben auch die Kosten für die Kerzen übernommen. Das führt zu einer interessanten Erfahrung – für mich jedenfalls. Normalerweise steckt man ja 50 Cent oder einen Euro in die Spendenbox und steckt dann ein Kerzchen an. Man weiß zwar, dass das Geld für die Kerzen und die Instandhaltung des Ganzen verwendet wird, aber es fühlt sich trotzdem so ein bisschen an wie „ich zahle was verbunden mit meinem Fürbittgebet“.

Jetzt sind aber die Kosten schon übernommen worden. Jeder kann einfach ein Kerzchen nehmen und mit einem Anliegen hinauftun, so dass es auch noch weiterbrennt, wenn man selbst schon keine Zeit mehr hat, selbst da zu bleiben – vollkommen gratis. Für mich fühlte sich das beim ersten Mal etwas fremd an. Aber eigentlich ist es sogar eine schöne Übung für den Advent: Du musst für und vor Gott nichts leisten. Er schenkt Dir alles. An Dir ist es, diese „Gnade“ (=liebevolle Zuwendung) anzunehmen und darüber staunend zu beten oder es einfach nur als selbstverständlich wahrzunehmen.

Und dann können Sie ja mal schauen, ob es in Ihrem Alltag auch noch andere Dinge gibt, die eigentlich staunenswert wären, die wir aber viel zu selbstverständlich als „normal“ ansehen. Wenn Sie trotzdem etwas spenden wollen, dann überraschen sie jemanden einfach mit einem kleinen Geschenk an anderer Stelle, einfach so und ebenso gratis.

Eine gesegnete zweite Adventswoche
P. Adrian Kunert SJ