Mittwoch, 25. Juni 2025

Entflammt vom Herzen, das für uns schlägt

Zum Herz Jesu Hochfest 2025

Auf YouTube sah ich ein witziges Video. Schafe weideten tiefenentspannt auf einer Koppel und ein paar Touristen machten sich den Spaß, sie mit einem Ruf zu rufen, wie sie in zuvor vom Hirten gehört hatten. Die Schafe interessierte das überhaupt nicht. Aber dann kam der Hirte. Er rief, und schon beim ersten Rufen merkten die Schafe auf, beim zweiten und dritten Rufen begannen sie dann laut rufend zum Hirten zu kommen.

Das ist im Kern auch was wir mit dem Herz-Jesu feiern. Keiner ist Gott gleichgültig. Er möchte jeden Menschen ansprechen und heimführen, damit er nicht in der Ferne unter wilden Tieren oder Dieben umkommt. Nun gibt es aber in der heutigen Zeit viele „Hirten“, die aber oft nur eigene Interessen haben und sich mehr um die Wolle und das Fleisch der Schafe kümmern als um die Tiere selbst, weil ihnen nichts an den Schafen liegt. Doch wie erkennen wir, dass der, der uns nachgeht und ruft, der echte Hirte ist? Wie erkennen wir Sein Herz, das voll Erbarmen mit uns fühlt?

Thomas von Aquin schrieb einmal: „Unter ‚Herz Christi‘ ist die Heilige Schrift zu verstehen, die das Herz Christi kundtut. Dieses Herz war vor der Passion verschlossen, denn die Schrift war dunkel. Nach der Passion aber ist die Schrift geöffnet, damit diejenigen, die sie jetzt verstehen, erwägen und unterscheiden, wie die Weissagungen auszulegen sind.“ (Thomas von Aquin, Psal. 21,11. - CCE 112).

Also in der Heiligen Schrift lesen, bzw. in den Gottesdiensten davon hören und sich ansprechen lassen, öffnet uns für das Herz Jesu und macht uns kund, wie Gott nicht nur über uns denkt, sondern wie sehr er jeden einzelnen liebt und nach Hause begleiten möchte, egal wo wir gerade auch stehen.  Der heilige Paulus hat diese Liebe erkannt und sich davon in den Dienst nehmen lassen. So sehr, dass er an einer Stelle schreibt: 2 Kor 5,14 Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben. Sich von der Liebe Christi anstecken lassen, Sein Wort im Munde und im Herzen bewegen, damit wir Seine Stimme hören lernen und in dieser Liebe auch selber brennen und so auch ausstrahlen können, wovon wir selber erfasst sind. Ohne die Liebe bleibt vieles mühsam. Aber mit ihr werden auch große Schwierigkeiten leichter zu tragen sein.

Ich wünsche uns allen, dass wir diese Liebe immer tiefer kennen lernen können, direkt im Gebet oder auch in unseren Gemeinschaften, in die wir gestellt sind, wo immer wieder der eine oder die andere entflammt ist von diesem Herz, das für uns schlägt.

P. Adrian Kunert SJ 

Das Bild habe ich in der Kirche der 
heiligen Hedwig in Trebnitz aufgenommen.
 

Donnerstag, 12. Juni 2025

Liebe und Barmherzigkeit

Oha, Dreieinigkeit (Trinitatis) & Herz-Jesu-Fest, das klingt alles mega kompliziert! Ist es aber nicht.

Am Sonntag nach Pfingsten (diesmal 15.6.) feiern wir den dreieinigen Gott; kurz: Gott ist Liebe.
So hat sich Gott offenbart. Gott braucht nichts außer sich selbst, um zu lieben. Darum muss Gott dreifaltig sein. Die Person des Vater spricht sich in die Person des Sohnes aus und beide sind in
Liebe EINS, dieses Band der Liebe nennt man auch den Heiligen Geist. Vater und Sohn meint hier nicht „männlich“, sondern dass sie eines Wesens sind – Gott.

Seltenes mittelalterliches Fresco der Dreieinigkeit in einer süddeutschen Kirche mit dem Heiligen Geist in der Mitte als Frau.
 

Mittwoch, 4. Juni 2025

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag – Pfingsten

Pfingsten, auf hebräisch Schawuot = Sieben-Wochen-Fest oder griechisch Pentacost = 50, war das Erntefest zur Weizenernte (Ex 23,16; 34,22; Num 28,26-31). Es ist das zweite der drei großen Erntefeste, die in Israel mit Wallfahrten verbunden waren. In der Zeit des 2. Tempels (zerstört 72 n.Chr.) waren aber auch andere biblische Themen mit diesen Erntefesten verbunden, in diesem Fall: die Gabe der Tora (fünf Bücher Mose) an das Volk unter den Zeichen von Feuer und Sturm am Sinai. Johannes der Täufer hatte darum auch verkündet, der Messias werde taufen mit Heiligem Geist und mit Feuer (Lk 3,16). Es wird zu Pfingsten von Lärm wie von einem Sturm berichtet, von Feuerzungen, die sich verteilen – und von dem Sprachenwunder. Beim Turmbau zu Babel verschwand die gemeinsame Sprache in der Bibel, weil die Menschen sich selber einen großen Namen machen wollten. Im Sprachenwunder zu Pfingsten erhielten sie Sprachen geschenkt, die sie nicht lernen mussten, in denen sie Gott preisen konnten.

Pfingsten (Apg 2,1-13) war der Jüngerkreis (11-Kreis, Maria und die Frauen, Verwandte Jesu) zusammen, wie von Jesus bei der Himmelfahrt gefordert. Seit 9 Tagen war der Auferstandene in einer Wolke (Symbol für die Unverfügbarkeit, aber Nähe Gottes, die Menschen erfahren können) verschwunden und sie versammelt im Gebet. Sie hatten den Auferstandenen zwar erlebt, ihre Trauer hatte sich in Freude gewandelt, aber noch immer hatten sie Angst und beteten hinter verschlossenen Türen. Dann geschah dieses Wunder vom Himmel her und die Kirche war geboren (!) ; aus dem Jüngerkreis wurde der Leib des lebendigen Christus mit bedeutsamen Veränderungen. Wo sie früher Angsthasen waren, verkündeten sie nun ohne Furcht die Frohe Botschaft. Im Heiligen Geist konnten sie nun auch immer wieder Jesu Gegenwart erfahren.

Pfingsten steht auch heute dafür, dass Kirche nur dann wirklich Leib Christi sein kann, wenn sie im Gebet sich immer wieder vom Heiligen Geist erfüllen lässt, sonst verkommt sie zu einer reinen Institution. Der Heilige Geist hält Kirche lebendig und verändert sie immer wieder. Darum sollte auch im gemeinsamen Gebet die Bitte um den Geist nie fehlen; Er ist Gabe und Geber zugleich.

Herzlichen Glückwunsch zum 
Geburtstag also noch

P. Adrian Kunert SJ

Text im Bild aus Italien: Ps 42,8 Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner stürzenden Wasser, all deine Wellen und Wogen zogen über mich hin. 

Mittwoch, 28. Mai 2025

Die Vision von Leo XIII. vor dem Erzengel-Michael-Gebet – und ihr Sinn m.E.

Papst Leo XIII., der Arbeiterpapst, hatte, am 13. Oktober 1884, eine Vision, während er eine Messe zelebrierte. Sie ist in zwei Versionen überliefert. Hier mal die, die mir heute wichtig wurde, weil ich etwas mehr verstand, was diese soll. Leo XIII stand für ca. 10 Minuten wie in Trance am Altar, sein Gesicht wurde fahl und grau. Auf die Nachfrage, was geschehen sei, erklärte er, er habe zwei Stimmen gehört aus der Richtung vom Tabernakel. Ein Gespräch zwischen dem HERRN und Satan:

Satan prahlte: “Ich kann deine Kirche zerstören“.
Unser HERR: „Du kannst? Dann geh und tue es“.
Satan: „Um das zu tun, brauche ich Zeit und Macht“
Unser HERR: “Wieviel Zeit? Wieviel Macht?“
Satan: „100 Jahre, und mehr Macht über diejenigen, die sich meinem Dienst unterwerfen“.
Der HERR: „Du bekommst diese Zeit und die Macht“
Der HERR verwies aber auch darauf, dass die Kräfte des Guten nicht hilflos diesem Kampf gegenüberstehen und Satan eine Niederlage erleben werde.

Danach ging Leo XIII. in sein Arbeitszimmer und verfasste lateinisch das Gebet zum Hl. Erzengel Michael, welches nach jeder stillen heiligen Messe, kniend zu beten sei:

Freitag, 9. Mai 2025

LEO XIV, ein Augustiner als neuer Papst.

oder: Im Notwendigen die Einheit,
im Zweifel die Freiheit,
in allem die Liebe (Augustinus)

 

Leo XIV sagte in seiner ersten Ansprache: "Wir wollen gemeinsam unterwegs sein, den Frieden und die Gerechtigkeit ohne Furcht suchen. Wir wollen gemeinsam als Missionare unterwegs sein." Damit hat er zwei Aspekte seines Pontifikats in den Mittelpunkt gestellt, die auch schon in seinem Namen stecken.

Vom Medienreferat der Österreichischen Bischofskonferenz, Wien, 8.5.2025 heißt es: „Die katholische Kirche hat wieder einen Papst. Am zweiten Tag des Konklaves wählten die Kardinäle am Donnerstagnachmittag im vierten Wahlgang den Kardinal Robert Prevost an die Spitze der katholischen Weltkirche. Der 267. Papst der Kirchengeschichte nahm den Namen Leo XIV. an. Er ist Nachfolger des am 21. April verstorbenen Papst Franziskus, der die Kirche zwölf Jahre lang geleitet hatte.

Der 69-jährige Prevost ist der erste US-Amerikaner als Papst. Prevost leitete zuletzt die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. Von 2002 bis 2013 war er Generalprior, also weltweiter Leiter des Augustinerordens. Danach leitete er die Diözese Chiclayo in Peru, war zweiter Vizepräsident der Peruanischen Bischofskonferenz bevor ihn Papst Franziskus 2023 an die Kurie im Vatikan holte.“

Dienstag, 15. April 2025

Karwoche: Überwindung der Angst

Das Gegenteil von Angst überwindet den Tod – Vertrauen auf Gott

Wenn ich an meine DDR-Vergangenheit zurückdenke, bin ich ganz froh über eine Erfahrung, die viele andere zwar auch machen, aber oft verstecken. Diese Erfahrungen hängen zusammen mit der Staatssicherheit kurz Stasi. Die Art nämlich, wie dieser Geheimdienst handelte, kennt man auch von anderen bösen Systemen wie der Mafia. Das Grundprinzip ist das Leben aus Angst und Schweigen von unserer Verstrickung in das Böse. Mit verschiedenen Methoden versuchte die Stasi Mitarbeiter zu rekrutieren. Alles von einfachen finanziellen Vorteilen, über Schmeichelein bis hin zu Erpressung, psychischer Zerstörung und offener Gewalt wurde eingesetzt; gut war, was Erfolg brachte. Bei der Überwachung gab es „dämliche“ Methoden, die man mitbekam, ja mitbekommen sollte als Teil der Einschüchterung, aber auch Methoden, die man nicht mal ahnte, z.B. Spitzel, die ihre Zielpersonen sogar heirateten. Alles nur, damit man tat, was sie wollten, bzw nicht tat, was der Staat nicht wollte. Über Kontaktaufnahmen durfte man per Gesetz nicht reden, man war – um eine religiöse Sprache zu verwenden – vereinsamter Sklave der Sünde, deren Kraftquelle die Angst war; Angst einen sinnlosen Tod zu sterben, Angst im Leben zu kurz zu kommen, Angst allein zu bleiben, nicht gesehen zu werden... und Angst hatte auch die Jünger Jesu lange angetrieben. Aber eben auch etwas anderes, eine Anziehung, die sie sich lange nicht richtig erklären konnten.

Jesus verkündete das Reich Gottes; und das ist nichts geographisches. Er lebte ein Leben, in dem Er sich nicht von der Angst vorschreiben ließ, was er zu tun und zu lassen habe. Er tat dies aus einem tiefen Vertrauen heraus, das Er in Seinen himmlischen Vater hatte. Den Kern dieses Glaubens feiern wir zu Ostern. Ähnlich wie im Pessachmahl, wo Israel seine Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens erneuert, feiert Jesus mit Seinen Jüngern Abendmahl (Gründonnerstag), um einen neuen Bund einzusetzen, der mit Seinem Blut am Kreuz besiegelt (Karfreitag) und durch die Auferstehung (Ostersonntag) vom Vater im Himmel beglaubigt wurde. Jesus zeigt, wie man Gott so sehr kennen und lieben lernen kann, wie es Jesus uns selber vorgelebt hat. Durch dieses Vertrauen werden auch wir fähig und empfangen die Kraft, um das vor-sich-hin-Vegetieren aus unseren Ängsten heraus zu überwinden, das uns in Sklaverei hält und innerlich sterben lässt. Statt aus Scham über unsere Ängste zu schweigen und dadurch langsam innerlich zu sterben, können wir dann – durch Jesu Auferstehung befreit – darüber reden und miteinander aufleben. Glaube und Vertrauen sind die wahren Gegenspieler der Angst.

Im Namen der Seelsorge
wünsche ich Ihnen eine
gesegnete Kar- und Osterzeit

P. Adrian Kunert SJ

Bild von Ben Kerckx auf Pixabay

Warum das Bild zu diesem Artikel? Psalm 23

Mittwoch, 9. April 2025

Buße oder: Nutzen Sie Gebrauchsanweisungen?

Die schwerste Art der Fortbewegung ist das In-sich-Gehen (Karl Rahner)

In einer Autowerkstatt. „Haben Sie denn die Lampen nicht gesehen?! Das muss doch fast wie in der Disco geleuchtet haben: Ölstand, Tankfüllstand; dann das eigenartige Quietschen der Bremsen…“ „Ach ich dachte mir, das war so ein schöner Ausflug… den lasse ich mir doch nicht von so ein paar blinkenden Lampen versauen. Ich mache immer, was ich jetzt gerade machen will…“ „Naja, der Motor ist hinüber; und das Fahren mit nicht mehr vorhandenen Bremsbelegen war auch keine glorreiche Idee… Genau deswegen bekommen Sie so keine Plakette.“ „Was ist denn das für eine unterdrückerische Sprache!“