In einer mittelalterlichen, ostkirchlichen Legende heißt es, dass der greise Simeon bei den Übersetzern der Hebräischen Bibel ins Griechische dabei gewesen sei, die man später die Septuaginta nennt. Sie ist die Bibel, die von den jüdischen Gemeinden außerhalb Judäas und Galiläas genutzt wurde, da auch damals spätestens in der zweiten Generation die Schrift und Sprache des Herkunftslandes beginnt abzunehmen. Und große jüdische Gemeinden bildeten sich nach der Zerstörung des salomonischen Tempels überall in Mesopotamien und später im Gefolge der Alexanderfeldzüge auch rund um das Mittelmeer zuerst im (bald) griechisch sprechenden Bereich und dann weiter natürlich in römischer Zeit. Im ägyptischen Alexandria nun wurde diese Bibel im dritten Jahrhundert vor Christus von Gelehrten auf Befehl und mit Finanzierung der Ptolemäer (damalige und letzte Pharaonendynastie) erstellt.
Simeon war mit der Übersetzung des Buches Jesaja betraut und er war es auch, der vom Heiligen Geist erfüllt die Verheißung in Jesaja 7,14 aus dem 8. Jahrhundert vor Christus übersetzte. Dort heißt es: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die [Alma] wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel (=Gott mit uns) nennen.“ Das hebräische Wort Alma kann heißen „Mädchen, Jungfrau, junge Frau“ alle drei aber im gebärfähigen Alter. Der Heilige Geist flößte Simeon ein, er solle übersetzen „Jungfrau“ und hat damit diese Stelle sehr stark prophetisch/messianisch gefärbt. Der Legende nach war Simeon deswegen unruhig. Deshalb habe ihm der Heilige Geist gesagt, er „werde den Tod nicht schauen bis er das verheißene Kind gesehen habe“ (Lukas 2,26). Dieser Simeon (jetzt im stattlichen Alter von 278 Jahren) wäre es nun gewesen, der Maria und Josef mit dem Jesusknaben im Tempel in Empfang genommen habe. (Spannend wie über eine Namensgleichheit im Mittelalter eine Identifikation der beiden Simeon stattgefunden hat.)
Wenn Sie unsere Kapelle im Alexianer Sankt Gertrauden-Krankenhaus jetzt besuchen, sind die Bäume mit dem Sternenhimmel sowie die Krippe schon verschwunden. Liturgisch schlossen früher erst „Reinigung Mariae“ und der Darstellung des Jesusknaben im Tempel den alten Weihnachtskreis ab, 40 (7+33)Tage nach Weihnachten (Leviticus 12,2-4). Bis dann standen auch die Krippe und die Weihnachtsdeko in den Häusern und Kirchen. Das Fest Darstellung (in der Orthodoxie: Begegnung) des Herrn bezieht sich auf die Bibelstelle Lukas 2,22-40 und geht auf das vierte Jahrhundert zurück. Ab dem 5. Jahrhundert begleiteten Mönche mit Kerzen eine Prozession im Gedenken daran nach Jerusalem. So eine Prozession findet bis heute statt. Wenn Sie am 2. Februar in unsere Kapelle kommen, werden Sie nach der Segnung der Kerzen, die für das kommende Jahr gebraucht werden, auch diese Prozession erleben. Wir segnen hier die Kerzen im Türbereich und ziehen dann damit zum Altar vor. So begleiten wir mit Kerzen Jesus zum Tempel, wo Er von Maria und Josef dem Vater im Himmel dargestellt wird bzw. Seinem Volk des Alten Bundes in Hanna und Simeon begegnet.
gesegnete Zeit im Jahreskreis
P. Adrian Kunert SJ
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