Mittwoch der ersten Fastenwoche
Ich gehörte in der Schulzeit zu denjenigen, die beim Fußball immer zuletzt ausgesucht wurden, und das wohl zurecht, wenn ich auf meine fußballerischen Fähigkeiten sah. Gleichwohl machte das was mit mir. (Ich bin trotzdem kein Fan davon, solche Spiele zu verbieten). Eine Zeitlang wurde ich gemobbt, wie man heute sagt, auch wenn das nicht so oft vorkam; es hinterließ Spuren in der Seele. Es gibt nun sicher Menschen, die wirkliche Probleme schon seit ihrer Kindheit hatten. Das alles hinterlässt Spuren in der Seele; manchmal sogar Wunden, die scheinbar nie heilen und immer zu gegebener unpassender Zeit ihr Gift in das Leben heute abgeben. Als Erwachsener „scheint man da oft drüber hinweg“, bis man merkt, dass es einen manchmal immer noch überkommt, wie man damals doch hätte anderes reagieren können. Gerade auch den Groll weiter im Herzen zu hegen, ist keine gute Option damit umzugehen. Erstens entlastet es einen nicht und zweitens macht es auch nichts mit dem/den Schuldigen von damals. Ich aber bleibe das Opfer.
In der Kirche wird oft die Wichtigkeit der Vergebung hervorgehoben. Vergebung ist noch keine Versöhnung, diese setzt nämlich auch die Einsicht des Schuldigen voraus. Vergebung ist ein Vorgang in mir, damit mich meine alten Wunden nicht weiter blockieren und im schlimmsten Fall mein Leben bis heute weiter belasten können. Vergebung ist so etwas wie ein Entgiften der Seele. Bei größeren Wunden, die vielleicht zu einem Trauma geführt haben, sollte man sich dazu aber Hilfe holen.
Eine Übung in der Fastenzeit, damit diese alte Wunde verbrennen und zu fruchtbarer Asche werden kann, die dann in meiner Seele auch mehr Raum für anderes frei gibt, könnte so gehen: In einer Stille kann man sich diese alte Wunde vorstellen, Gott hinhalten und Ihn bitten, sie zu heilen. Dabei wird man je nach Gewicht, nicht alles auf einmal vergeben können, sondern nur vielleicht erst einmal so weit, wie man es schon anschauen kann, damit man es Gott überhaupt hinhalten kann, um heil zu werden. Vielleicht hilft es Ihnen dabei, sich in die Kapelle zu setzen, eine Kerze für die Situation anzuzünden und dieser beim Leuchten zuzusehen.
Vielleicht machen Sie dann Schritt für Schritt die Erfahrung, dass Sie die Hände Ihres Herzens immer mehr frei bekommen, je mehr Sie vergeben können, um die Schönheit und das Leben zu empfangen, das Gott für Sie eigentlich im Sinn hat.
Im Namen der Seelsorge
wünsche ich Ihnen weiterhin
eine gute vorösterliche Bußzeit
P. Adrian Kunert SJ
Bild von Pixabay
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