Die schwerste Art der Fortbewegung ist das In-sich-Gehen (Karl Rahner)
In einer Autowerkstatt. „Haben Sie denn die Lampen nicht gesehen?! Das muss doch fast wie in der Disco geleuchtet haben: Ölstand, Tankfüllstand; dann das eigenartige Quietschen der Bremsen…“ „Ach ich dachte mir, das war so ein schöner Ausflug… den lasse ich mir doch nicht von so ein paar blinkenden Lampen versauen. Ich mache immer, was ich jetzt gerade machen will…“ „Naja, der Motor ist hinüber; und das Fahren mit nicht mehr vorhandenen Bremsbelegen war auch keine glorreiche Idee… Genau deswegen bekommen Sie so keine Plakette.“ „Was ist denn das für eine unterdrückerische Sprache!“
Ich habe mir das zwar jetzt alles aus den Fingern gesaugt, aber ich denke, den einen oder anderen könnten auch Sie auch kennen, der auf jedweden Hinweis auf das Bedienerhandbuch ablehnt oder zu einem Werkstattbesuch meint: Das brauche ich nicht.
Unter Menschen und in der Gesellschaft ist das aber ähnlich. Wir sehen viel kaputt gehen; Eine ältere befreundete Lehrerin – also mit etwas Übersicht über den Verlauf der Jahre – erzählte mir, dass die Quote „verhaltensschöner“ Schüler enorm zugenommen habe – und auch die wurden älter. Aber gleichzeitig nimmt die Überzeugung zu, man vermisse nichts, wenn Glaube oder Kirche nicht mehr da sind. Aber wie das so ist, je mehr man bei einem Auto in der Nutzung etwas falsch macht, desto teurer werden die Reparaturen. Wenn unter Menschen etwas schief läuft, wird das das ganze Leben schwer belasten – und nein: es ist nicht Gottes Plan, dass wir gerade nur so überleben. Jesus ist gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben (Johannes 10,10).
Gott hat uns in der Bibel Sein „Benutzerhandbuch“ für Mensch und Gesellschaft überlassen. Seine Werkstatt ist die Kirche. Die Bibel erzählt davon, wo Menschen Beziehungen mal so richtig in den Sand gesetzt haben, aber auch, wann Leben wirklich gelungen ist. Ersteres geschah immer dann, wenn es den Menschen scheinbar gut ging und sie meinten, Sie bräuchten Gottes Hilfe nicht; wenn sie nicht Gottes Geboten, sondern lieber den Begierden des eigenen verletzten Herzens folgten. Das führte dann mittelfristig immer zu katastrophalen, unterdrückerischen Zuständen und zu irgend einer Form der Sklaverei. Dieser geläufige Weg nennt sich im Kirchensprech: Sünde.
Das neue Hinhören auf Gott und Seine Spielregeln für eine gute Gesellschaft führten dagegen immer zu Befreiung und einem Leben in Freiheit. Diesen Weg des In-sich-Gehens nennt die Kirche: Umkehr oder Buße.
In den Katholischen Kirchen und auch in der Orthodoxie gibt es dafür auch das hilfreiche Instrument der „Einzelbeichte“ bzw. des Beichtgesprächs.
Doch wie wir heute sehen – lange
Zeiten der Sicherheit lassen den Menschen nicht nur Gott vergessen; auch gesellschaftlich
„normale“ oder wenigstens höfliche Interaktionen werden
zunehmend angefragt; also es ist wieder
mal Zeit zum In-sich-Gehen, allein und in Gemeinschaft!
eine gesegnete Woche
P. Adrian Kunert SJ
Photo: Pixabay.de
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