Mittwoch, 21. Juni 2017

Pfingsten – die Feier der „unbekannten“ Seite Gottes

„Der Postillon“, eine Satirezeitschrift im Internet schrieb mal über Ostern: „98% der Deutschen sind Jesus Christus total dankbar, weil sie zu Ostern (und Pfingsten) durch ihn ein langes Wochenende haben.“ Dass wir Ostern und Pfingsten noch mit einem freien Montag ehren, um diese Feste für ein damaliges Verständnis, angemessen liturgisch feiern zu können, fällt durch diese Satire natürlich besonders auf. Nun würde ich zwar meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass selbst die Mehrzahl der Getauften noch weiß, worum es bei Ostern wirklich geht (Tod und Auferstehung des Messias Jesus Festgeheimnis von „Ostern“). Aber recht sicher bin ich mir aber bei dem Fest „Pfingsten“. Das griechische Wort heißt einfach nur „50“ und meint das Fest zum Abschluss der „Weizenernte“, fünfzig Tage nach der „Gerstenernte“ (Pascha / Fest der Ungesäuerten Brote / Ostern).

Das Judentum zur Zeit Jesu feierte an diesem Tag (Schwawuoth = das Wochenfest) auch die 2. Gabe des Gesetzes an Israel am Sinai, nachdem die ersten Tafeln von Mose zerschmettert worden waren wegen des Goldenen Kalbes. Die Pharisäischen Juden erwarteten auch gemäß den Propheten die Ausgießung des Geistes Gottes wie im Buch des Propheten Ezechiel (Kapitel 47) verheißen.

An diesem 50. Tag nach Ostern und am 10. Tag nach der Himmelfahrt Jesu waren die Jünger Jesu versammelt im Abendmahlssaal mit Maria und auch anderen Verwandten Jesu. Sie beteten um das, was sie noch nicht kannten. Die Ereignisse sind dann in der Apostelgeschichte 2,1-13 festgehalten. Auf einmal kam ein Brausen vom Himmel her wie wenn ein Sturm; und über den Jüngern zeigten sich Zungen wie von Feuer. Und sie begannen in Sprachen zu reden, die sie nicht gelernt hatten. Sie priesen die großen Taten Gottes. Der Heilige Geist war gekommen und formte aus den Jüngern (=Nachfolgern Jesu) die Kirche (den Leib Christi).

Wer ist dieser Heilige Geist; einer von drei Göttern, wie das manchmal der Kirche vorgeworfen wird, die das Konzept der Dreifaltigkeit oder auch Dreieinigkeit Gottes nicht verstehen? Das, was die Juden und Christen mit „Gott“ meinen und Muslime „Allah“ bezeichnen hat sich nach christlichem Verständnis im Menschen Jesus von Nazareth offenbart (Festgeheimnis von Weihnachten). In seinen Worten und seinen Taten und Worten offenbarte Jesus seinen Anspruch, eben nicht nur ganz Mensch zu sein, sondern auch ganz der „ewige Sohn“. Und hier setzt das erste Missverständnis oft schon ein: Auf der Ebene Gottes drückt Vater und Sohn nicht aus, dass es Männer oder gar zwei getrennte männliche Götter sind, sondern dass sie eines Wesens sind. Der Sohn ist also nicht das Geschöpf des Vaters, des ursprunglosen Ursprungs, sondern steht mit ihm in einer ewigen Beziehung als Ursprung vom „Vater“ her. Die Beziehung beider zueinander nennt die Kirche „Heiliger Geist“ oder „Liebe“. Weil in Gott jede Differenz und jede Einheit absolut sind, sind die drei zwar Personen, aber nicht in unserem neuzeitlichen Verständnis (wo auch die äußere Einheit dazuzählt), sondern so, dass auch ihre Einheit als der eine Gott absolut ist. Die Identität des Menschen (100%) Jesus, war nun zutiefst seine Beziehung zum Vater als ewiger Sohn und damit Gott. Das erfuhr aber Jesus auch über den Heiligen Geist und im Vertrauen auf den Vater.

Pfingsten geschieht nun etwas ähnliches. Aus Menschen, die in ihrem Leben stehen, werden nun durch die Erfüllung mit dem „Heiligen Geist“, Kinder Gottes, die ihre Identität so auch neu erfahren und es durch die Kraft des Geistes auch leben können. Jeder, der dem Auferstandenen Jesus glaubt, sich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen lässt, wird nun erfüllt mit diesem Geist und erhält diese neue Identität als Kind Gottes geschenkt. Insofern feiert die Kirche Geburtstag, wenn sie Pfingsten feiert. Kind Gottes zu sein erhält durch den Heiligen Geist eine ganz neue Bedeutung.

Ich wünsche allen Getauften also zu Pfingsten ein gesegnetes Geburtstagsfest.

P. Adrian Kunert SJ

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