Dienstag, 28. März 2017

Fasten – Verzicht auf zerstörerische Ablenkung als Vorbereitung auf Ostern

Not lehrt beten – manchmal. Aber ist die Not weg, verlieren viele Menschen den Draht gleich wieder, weil sie nur ihre momentane Not wenden, aber nichts grundsätzlich an ihrer Situation ändern wollten.

Unter einem bestimmten Aspekt ist auch Fasten eine selbstgewählte Not. Bei echtem Fasten enthält man sich über eine bestimmte Zeit von Dingen die notwendig sind, lebt von der Substanz, um
die Abhängigkeit, die man dann stärker spürt Gott ganz hinhalten, diese Not ganz auf Ihn werfen zu können. Wenn ich mich bestimmter äußerer Dinge enthalte, können auch alte Wunden neu aufbrechen, von denen ich mich jetzt nicht mehr ablenken kann. Dies ist dann eine Chance sie dem Heiland zu bringen, damit er mich heil macht.

In der Bibel gibt es ein kleines spannendes Buch „Ester“. Es berichtet unter anderem von einer Geschichte, wo Ester, eine junge Jüdin, genau vor so einer Entscheidung steht. Sie lebte als eine Frau des persischen Großkönigs Artaxerxes. Anfangs war er Feuer und Flamme für sie und zog sie sogar seiner bisherigen Königin vor. Nun hatte seine Begeisterung schon etwas abgenommen und er hatte Ester schon länger nicht mehr rufen lassen. Ohne aber gerufen zu sein zu erscheinen, hätte den Tod am Hofe bedeuten können.

Da geschieht es, dass ein eitler Hofbeamter sich persönlich gekränkt fühlt, weil er nicht vom Juden Mordechai, dem Pflegevater der Königin Ester, kniefällig verehrt wird. Er beschließt darum, alle Juden im persischen Reich mittels einer Intrige töten zu lassen. Niemand weiß bisher, dass Ester Jüdin ist. Mordechai lässt ihr ausrichten, dass es wahrscheinlich für diese Stunde war, dass sie Königin geworden sei. Es sei nun an ihr zu handeln und für ihr Volk einzutreten. Als sie mit Verweis auf das Gesetz, dass es nicht erlaubt sei, sich zu nähern wegen des Verbotes bei Todesstrafe, ließ Mordechai ihr sagen: Glaub ja nicht, weil du im Königspalast lebst, könntest du dich als Einzige von allen Juden retten. Wenn du in diesen Tagen schweigst, dann wird den Juden anderswoher Hilfe und Rettung kommen. Du aber und das Haus deines Vaters werden untergehen.

Als die Königin Esther ihre Entscheidung gefällt hatte, für ihr Volk einzustehen, hatte sie Angst; denn keine Palastmauern, keine Unwissenheit der anderen über ihre Abstammung würden sie mehr schützen. Ihre einzige Hoffnung war der HERR wegen der vielen guten Geschichten, die sie über Ihn vernommen hatte. Doch sie selber kannte Ihn noch nicht. Das heißt, sie musste sich noch nicht auf Ihn verlassen und hatte Ihn darum noch nicht kennen gelernt. Diese Not lehrte sie beten, richtig beten also ihr verängstigtes Herz in sein geöffnetes Herz zu legen.

Auch sie bereitet sich mit Fasten und Gebet vor und rief auch Israel auf, es ihr gleich zu tun. Danach schmückte sie sich für ihre Aufgabe und ging die Sache trotz ihrer Angst mit Mut an. Das Ester-Fasten hatte ein Ziel. Klarer auf Gott geworfen zu sein; es ist ein Beten mit dem ganzen Körper.

Auch christliches Fasten ist nicht um seiner selbst willen da. Es ist keine Gehorsamsübung, sondern soll dazu dienen zu verstehen, was am Triduum Paschale (das ist der Zeitraum von Gründonnerstag Abend bis zum Ostersonntag) wirklich geschieht. Wie Gottes Solidarität und Leben mit und für uns unsere Angst und unseren Tod überwindet. Welche Erfahrungen, Erinnerungen und Ängste brechen vielleicht auf in dieser Zeit der selbstgewählten Begrenzung auf oder unter das Notwendige? Womit davon begebe ich mich auf den Kreuzweg Jesu, damit mit seinem Tod auch unser Tod sterbe?

Ester machte die Erfahrung, dass sich der Weg des Vertrauens trotz Angst lohnte. Als sie unangemeldet in den Thronsaal kam, streckte ihr der König das goldene Szepter entgegen und so wendete sich das Unheil für sich und ihr Volk in Leben.

Ich wünsche noch eine gute Vorbereitung auf das Triduum Paschale und ein gesegnetes Osterfest
P. Adrian Kunert SJ

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