Osternacht zum 1.04.2018
(B; 1. Gen 1,1-2,2; 2. Ex 14,15-15,1;
5. Jes 55,1-11; E Röm 6,3-11, Ev Mk 16,1-7)
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal
Herz-Rhythmus-Störungen hatten. Das kann sehr beängstigend und sehr
unangenehm sein. Ich frage das deswegen, weil es in dieser Nacht um
etwas ähnliches geht, um den Grundrhythmus des Lebens, um kosmische
Herz-Rhythmus-Störungen und deren göttliche Heilung.
Gott hat, wie wir in der ersten Lesung
aus der Genesis gehört haben, Seinen Herzschlag in jedes Seiner
Geschöpfe gelegt und so ist es gut. Im Zusammenklang aber ist es
sehr gut. Weil auch Gott nicht drei Einzelgötter ist, sondern Einer
in Vater Sohn und Geist, eine ewige Kommunion oder Kommunikation, wie
manche heute leichter verstehen. In allem Wandel, Entstehen und
Vergehen ist alles sehr gut, ruht es in Ihm. Alles ist durchlässig
für die Gegenwart Gottes, Seinen Rhythmus.
Doch immer wieder nimmt der Mensch
scheinbare Abkürzungen. Gier und Neid, im Herzen scheinen einen
leichteren Weg zu verheißen. Statt den Garten Eden nachhaltig zu
hüten, wird er seitdem substantiell ausgeraubt; nicht weil man es
bräuchte, sondern nur weil ungebremste Triebe und Leidenschaften
keine innere Grenze haben. Im letzten Jahrhundert sahen wir den
Aufstieg verschie-dener Verheißungen, die Probleme der Welt zu
lösen; Kernenergie mit dem Versprechen ewiger, billiger und sauberer
Energie. Gekommen ist der Reichtum für wenige Konzerne und die
brutale Gewissheit, dass statistische Supergauwahrscheinlichkeit sich
nach Tschernobyl sogar erschreckend präzise nach den errechneten 25
Jahren in Fukushima ereignet hat. Die Lasten trägt wie immer die
Allgemeinheit, den scheinbaren Nutzen einzelne. Ähnlich auch
Privatisierungen wie beim Wasser-aufkauf von Konzernen nicht nur in
Afrika, oder beim heutige Bankensystem, das kaum noch eine
Dienstfunktion für die Wirtschaft hat, sondern nur noch Gewinne
maximiert als Selbstzweck. Oder auch wie sich auch gerade wieder
abzeichnet mit der Gentechnologie. Da werden immer neu Pflanzen und
Dünger designed mit der Verheißung, den Hunger auf der Welt zu
besiegen, was aber statt dessen kommt ist die Abhängigkeit der
Landwirtschaft von immer weniger Saatgutgiganten auf Kosten der
nachhaltigen und subsidiären (meist identisch mit traditionellen)
Landwirtschaften, und auf Kosten der Natur. Die eigentlichen Probleme
sind nämlich nicht der Energiemangel, fehlende Nahrungsmittel und
der Klimawandel, sondern die Gier der Menschen und das Streben nach
Macht. Sünde, nicht Mangel, lässt die Menschen oft leiden. Alle
Versuche die Probleme mit der sündigen Sichtweise zu lösen, führen
nicht zu deren Lösung, sondern nur zu noch mehr Problemen.
Die Sünde hat auch die Tendenz
ausbeuterisches Unrecht zu zementieren durch Gesetz. War im Willen
Gottes Gerechtigkeit und Gesetz noch eins, fällt es durch die Sünde
auseinander. Im Guten ist es wenigstens noch eine
Verfahrensgerechtigkeit, im Schlechten Zement der Strukturen der
Sünde, die Menschen immer wieder fallen lassen in dieselben Sünden,
und die damit diese Strukturen noch verfestigen. So war Israel aus
einem Gast in Ägypten durch Unrecht zum Sklaven geworden. Der Pharao
schrieb das Unrecht per Gesetz zu Recht um. Das erregte den gerechten
Zorn des Mose. Statt aber auf Gott zu hören, welchen Weg Er zur
Gerechtigkeit vorschlug, nahm Mose selber das Heft des Handelns in die
Hand und wurde so zum Terroristen und Mörder, den Gott erst über 40
Jahre lang in der Wüste läutern musste. Auch Terrorismus und
Revolutionen sind solche Abkürzungen, die nur immer noch mehr Leiden
schaffen.
Doch Gott lässt uns in dieser
Abwärtsspirale nicht allein. Er setzt, wie wir am Gründonnerstag
gehört haben gegen den Terror von gesetztem Unrecht und Gegenterror, Seinen Weg. Er setzt eine Feier ein, das Pascha, das Hindurchgehen.
Menschen sollen wieder lernen, Ihn und Seinen Grundrhythmus zu hören.
Sie sollen für Ihre Befreiung danken, noch ehe sie geschehen ist.
Und das ist der neue Glaube: Nicht länger der Angst gehorsam sein,
sondern Gott zuhören, Ihm vertrauen und folgen. Heute steht Israel
am Meer – und wieder kommt das Gesetz des Todes, um sie wieder
gefangen zu nehmen. Doch Mose hat gelernt. Er bleibt im Hören und
beginnt auf Gottes Wort hin zu beten. Er betet die ganze Nacht
hindurch – und das Meer gibt den Weg in die Freiheit frei. Der Weg
erscheint nicht, weil Mose betet, sondern weil Gott es will. Aber
Gott will es nicht, ich würde fast sagen Nie, ohne unser Mittun.
Mose bleibt im Hören. So hört er –
während das erste Wunder noch läuft – Gottes neuerlichen Anruf:
Bete und das Wasser kehrt an seinen Ort zurück! Mose tut, wie er
gehört hat. Und das Wasser kehrt an seinen Ort zurück. Die alte,
ursprüngliche Ordnung wird wiederhergestellt. Das widergöttliche
Todesgesetz der Sünde mit den erschreckendsten Waffen der damaligen
Zeit wird vom göttlichen Lebensweg verschlungen, wie Paulus es
schreibt. Aber auch Israels weiteres Leben ist erfüllt vom Abfall,
der Not ohne Gott und der Umkehr zum Lebensbrunnen, Gott.
Auch heute leben viele in selbst
gewählten oder ererbten Wüstengefängnissen. Sie ruinieren ihr
Leben in der Hetze nach ein wenig Ruhe. Aber wer nicht auf den
Herzschlag dessen hört, der Leben und seine Ordnung schenkt, muss
der Todesmelodie der Sünde erliegen. Doch Gott lässt uns selbst da
nicht im Tod. Immer und immer wieder schenkt Er Verheißungen, Umkehr
und damit neues Leben – zuletzt, in der Fülle der Zeit, schenkte
Er uns sogar Seinen Sohn. „Kommt und kauft auf Meine Rechnung.
Kommt und kauft, was ihr wirklich braucht! Warum verschleudert ihr
euer Leben für nichtigen Tand, während ihr bei Mir die Fülle des
Lebens habt?!“
Die Grundordnung der Welt haben wir
durch die Sünde zerstört. Was sehr gut und ein Garten Eden war für
alle, haben wir zu einem Steinbruch verwandelt, in dem wir hausen als
hätten wir zuhause noch ein zweites ganzes Zuhause. Wir haben die
Grundordnung der Welt zerstört, doch Du hast sie wunderbarer
wiederhergestellt. Du machst auch heute nichts ungeschehen und nimmst
uns auch nicht die Freiheit, die wir immer wieder missbrauchen. Du
bist Mensch geworden und gingst auf Erden den Weg Gottes, ohne unsere
Irrwege zu wählen oder Dich durch unsere Sünde dazu drängen zu
lassen. Du bahntest einen Weg, wo vorher keiner war. Du erntest
unseren Tod, der Dich nicht halten kann und schenkst uns Leben in
Dir, dem Auferstandenen. Staaten, Konzerne, Medien und Kriminelle
haben über den keine Macht mehr, der mit Dir durch den Tod in das
Leben gegangen ist, weil der Angelpunkt, die Angst und die Gier,
überwunden sind durch das Vertrauen auf Dich und das Leben aus
Deiner Liebe im Rhythmus Deines Herzschlags. Das ewige Leben, die
neue Schöp-fung entstehen hier inmitten der gefallenen Welt. Den Weg
und die Kraft ihn zu gehen, hast Du durch Deine Auferstehung schon
geschenkt. Jetzt hängt alles an unserer, an meiner Entscheidung.
Widersagst du dem Bösen, um in der Freiheit der Kinder Gottes Leben zu können?
Widersagst du den Verlockungen des
Bösen, damit es nicht Macht über Dich gewinnt?
Widersagst du Satan, dem Urheber des
Bösen?
Glaubst du an Gott, den Vater, den
Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde?
Glaubst du an Jesus Christus, seinen
eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der geboren ist von der Jungfrau
Maria, der gelitten hat und begraben wurde, von den Toten auferstand
und zur Rechten des Vaters sitzt?
Glaubst du an den Heiligen Geist, die
heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die
Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige
Leben?
Du, das ewige Licht, beendest unsere
Nacht. Jeder, der Dein Wort des Lebens – hineingerufen in unsere
Grabhöhlen der Sünde – hört: „Komm!“ und mit seinem
gebrochenen „Ja“ antwortet, ist im Licht und im ewigen Leben.
Damit kehrt auch im Messias das Recht zurück zur Gerechtigkeit.
Damit ist der Grundrhythmus des Kosmos durch Dich geheilt. Es liegt
nun an uns, Dir, dem Leben, zu folgen, oder in den Sündengräbern zu
vermodern.
Diese Nacht hat alles verändert.
Christus ist auferstandenen.
Er ist
wahrhaft auferstanden.
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