Dienstag, 11. März 2025

Vergebung oder vom Entgiften der Seele

 

Mittwoch der ersten Fastenwoche

Ich gehörte in der Schulzeit zu denjenigen, die beim Fußball immer zuletzt ausgesucht wurden, und das wohl zurecht, wenn ich auf meine fußballerischen Fähigkeiten sah. Gleichwohl machte das was mit mir. (Ich bin trotzdem kein Fan davon, solche Spiele zu verbieten). Eine Zeitlang wurde ich gemobbt, wie man heute sagt, auch wenn das nicht so oft vorkam; es hinterließ Spuren in der Seele. Es gibt nun sicher Menschen, die wirkliche Probleme schon seit ihrer Kindheit hatten. Das alles hinterlässt Spuren in der Seele; manchmal sogar Wunden, die scheinbar nie heilen und immer zu gegebener unpassender Zeit ihr Gift in das Leben heute abgeben. Als Erwachsener „scheint man da oft drüber hinweg“, bis man merkt, dass es einen manchmal immer noch überkommt, wie man damals doch hätte anderes reagieren können. Gerade auch den Groll weiter im Herzen zu hegen, ist keine gute Option damit umzugehen. Erstens entlastet es einen nicht und zweitens macht es auch nichts mit dem/den Schuldigen von damals. Ich aber bleibe das Opfer.

Donnerstag, 27. Februar 2025

Aschermittwoch – einmal eine positive Form des Burn Out

Obwohl die Fastenzeit in diesem Jahr sehr spät beginnt, habe ich den Eindruck: Boah, jetzt schon?! Es ist halt schon wieder so viel geschehen in diesem Jahr. Und alles löst auch Sorgen, Freuden oder Zerstreuungen aus, so dass man das Wichtige leicht aus dem Blick verliert.

Ein zentraler Ritus des Aschermittwochs ist das Aschekreuz. Die Asche wurde gewonnen aus den verbrannten Zweigen des Palmsonntags, mit denen wir Jesus nach Jerusalem begleitet haben. Sie sind Symbol für die Freude und den Jubel gegenüber Jesus, der als Davidssohn in Sein Eigentum kommt und von den Menschen als „König“ bejubelt wird. Dabei hat jeder Jubler andere Vorstellungen davon, was dieser Gesalbte (= Christus) zu tun hätte für ganz Israel, aber eben auch für

Freitag, 24. Januar 2025

Darstellung des Herrn

In einer mittelalterlichen, ostkirchlichen Legende heißt es, dass der greise Simeon bei den Übersetzern der Hebräischen Bibel ins Griechische dabei gewesen sei, die man später die Septuaginta nennt. Sie ist die Bibel, die von den jüdischen Gemeinden außerhalb Judäas und Galiläas genutzt wurde, da auch damals spätestens in der zweiten Generation die Schrift und Sprache des Herkunftslandes beginnt abzunehmen. Und große jüdische Gemeinden bildeten sich nach der Zerstörung des salomonischen Tempels überall in Mesopotamien und später im Gefolge der Alexanderfeldzüge auch rund um das Mittelmeer zuerst im (bald) griechisch sprechenden Bereich und dann weiter natürlich in römischer Zeit. Im ägyptischen Alexandria nun wurde diese Bibel im dritten Jahrhundert vor Christus von Gelehrten auf Befehl und mit Finanzierung der Ptolemäer (damalige und letzte Pharaonendynastie) erstellt.

Simeon war mit der Übersetzung des Buches Jesaja betraut und er war es auch, der vom Heiligen Geist erfüllt die Verheißung in Jesaja 7,14 aus dem 8. Jahrhundert vor Christus übersetzte. Dort heißt es: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die [Alma] wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel (=Gott mit uns) nennen.“ Das hebräische Wort Alma kann heißen „Mädchen, Jungfrau, junge Frau“ alle drei aber im gebärfähigen Alter. Der Heilige Geist flößte Simeon ein, er solle übersetzen „Jungfrau“ und hat damit diese Stelle sehr stark prophetisch/messianisch gefärbt. Der Legende nach war Simeon deswegen unruhig. Deshalb habe ihm der Heilige Geist gesagt, er „werde den Tod nicht schauen bis er das verheißene Kind gesehen habe“ (Lukas 2,26). Dieser Simeon (jetzt im stattlichen Alter von 278 Jahren) wäre es nun gewesen, der Maria und Josef mit dem Jesusknaben im Tempel in Empfang genommen habe. (Spannend wie über eine Namensgleichheit im Mittelalter eine Identifikation der beiden Simeon stattgefunden hat.)

Wenn Sie unsere Kapelle im Alexianer Sankt Gertrauden-Krankenhaus jetzt besuchen, sind die Bäume mit dem Sternenhimmel sowie die Krippe schon verschwunden. Liturgisch schlossen früher erst „Reinigung Mariae“ und der Darstellung des Jesusknaben im Tempel den alten Weihnachtskreis ab, 40 (7+33)Tage nach Weihnachten (Leviticus 12,2-4). Bis dann standen auch die Krippe und die Weihnachtsdeko in den Häusern und Kirchen. Das Fest Darstellung (in der Orthodoxie: Begegnung) des Herrn bezieht sich auf die Bibelstelle Lukas 2,22-40 und geht auf das vierte Jahrhundert zurück. Ab dem 5. Jahrhundert begleiteten Mönche mit Kerzen eine Prozession im Gedenken daran nach Jerusalem. So eine Prozession findet bis heute statt. Wenn Sie am 2. Februar in unsere Kapelle kommen, werden Sie nach der Segnung der Kerzen, die für das kommende Jahr gebraucht werden, auch diese Prozession erleben. Wir segnen hier die Kerzen im Türbereich und ziehen dann damit zum Altar vor. So begleiten wir mit Kerzen Jesus zum Tempel, wo Er von Maria und Josef dem Vater im Himmel dargestellt wird bzw. Seinem Volk des Alten Bundes in Hanna und Simeon begegnet.

gesegnete Zeit im Jahreskreis

P. Adrian Kunert SJ

Donnerstag, 2. Januar 2025

Segen über diesem neuen Jahr

Am Oktavtag (achter Tag) nach Weihnachten beginnt das bürgerliche neue Jahr. Und die erste Lesung der Marienmesse ist der Aaronitische Segen; was für eine Weisheit. Was ist aber ein Segen?

Vielleicht haben sie schon mal von jemandem gehört, dass schlecht über ihn gesprochen worden ist. Wie das dazu führen kann, dass es sich anfühlt, als würde einem die Luft abgeschnürt, sobald man mit Menschen zusammen kommt, die so etwas tun.

Auf der anderen Seite kennen Sie das vielleicht auch, dass man aufblüht, sobald gut über jemanden, besser noch zu jemandem geredet wird. „Gut reden“, „bene-dicere“ ist das Wort auf Latein für „segnen“.

Am Beginn der ersten Messe im neuen Jahr spricht also Gott Seinen Segen über uns aus, damit wir im Raum diesen neuen Jahres aufblühen können.

In diesen Tagen ziehen auch wieder die Heiligen Drei Könige segnend zu den Häusern und erneuern den Segensspruch über den Türen:

20 * C + M + B + 25

Das bedeutet: Christus Mansionem Benedicat (Christus segne dieses Haus) und alle, die da ein und aus gehen.

Und zum Schluss nochmal den Segen für das Jahr. Wo „HERR“ steht, findet man im Hebräischen den Gottesnamen, der übertragen meint: „Ich bin da“ oder „Ich BIN“, ich schaffe Dir Raum:

Buch Numeri (4 Mose) Kapitel 6
24 Der HERR segne dich und behüte dich. 
25 Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. 
26 Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.

Ich wünsche ich Euch
ein gesegnetes Restjahr ;)

P. Adrian Kunert SJ

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Vierter Advent -- Wo ist Gott denn nun!?

 

Von Martin Buber mag ich am meisten die „Die Erzählungen der Chassidim“. In kleinen Geschichten dieser jüdischen Erneuerungsbewegung aus Ostpolen und der Ukraine werden tiefe bis sehr tiefe Antworten gegeben auf menschliche Fragen angesichts von Chaos und Leid in der Welt. Das geschieht meist anlässlich einer Bibelstelle, die einem der Jünger eines Rabbis (hier meist Zaddiq genannt) dunkel erschien. In der folgenden Begebenheit wird nun sehr gut auf den Punkt gebracht, warum wir wie auf Gott warten und was sich dann ändert, warum es sich also lohnt innerlich zu warten und sich zu bereiten, wenn es auch oft scheint, als behielte um uns die Finsternis die Oberhand.

Der Zaddiq (hier: der Leiter der Gemeinschaft) wurde von einem seiner Frommen gefragt, warum es in der Schrift manchmal heiße: Gott wohne hier oder dort, wenn er doch als Gott überall ist? Der Zaddiq antwortete: Gott ist in der Tat überall; aber er wohnt nur da, wo man ihn einlässt.

Schauen wir mal, ob wir in uns ein Eckchen sehen, wo wir Gott nicht nur entdecken, weil Er da ist, sondern wo wir dann auch mit Ihm zusammen wohnen können.

  Liebe Grüße und
   Gottes Segen
   P. Adrian Kunert SJ

Bild: Pixabay.de von wal 172619

Mittwoch, 11. Dezember 2024

Dritter Advent – freut euch

Alles tickt einen Tacken schneller, denn Weihnachten naht, wie in jedem Jahr überraschend ein wenig unvorhergesehen hurtiger als noch letztes Jahr. Da ist es doch gut mal inne zu halten und zu überlegen, wie man sich wohl dem Strudel etwas entziehen könnte und zur eigentlichen Vorbereitung kommen kann. Dazu hilft ein Blick auf den nächsten Sonntag.

„Wer andern eine Blume sät, blüht selber auf.“ heißt es im Kalender „andere Zeiten“ am Mittwoch dem 11.12.2024. Das ist eine schöne Übertragung des Themas vom 3. Advent, wo es im Eröffnungsvers zur Messe heißt: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe (Philipper 4,4-5). „Gaudete“ (lateinisch für: Freuet Euch) heißt dieser Sonntag darum auch – und das Lila des Messgewands und manchmal auch der dritten Kerze auf dem Kranz wird mit ganz viel Weiß Rosa gemacht.

Insofern machen Sie doch in dieser Woche mal allen Dreien, Gott, den anderen und sich selbst, ein Geschenk, das Freude bringt. Ein überraschendes kleines Kekslein für eine einsame Person in ihrem Umfeld, fünf Minuten Stille mit einer Kerze in unserer Kapelle und da einfach mal etwas hinhalten, was Sie vielleicht schon seit Jahren innerlich bremst oder wo ich aus Scham selber nicht gern drauf sehen möchte; denn die Scham zerbröselt, wenn sie in das liebende Licht Gottes gehalten werden kann, statt vor den grellen Suchscheinwerfern „der anderen“ versteckt werden „muss“. Die „anderen“ sind nämlich häufig nur Stimmen in meinem Kopf, die meine Freude ausbremsen wollen.

Insofern säen Sie doch in dieser Woche anderen mal eine Blume, allein schon deswegen, weil es allen Beteiligten Freude bringt.

Liebe Grüße und Gottes Segen
P. Adrian Kunert SJ

Bild von Bundschatten auf Pixabay

Freitag, 6. Dezember 2024

Erst eins, dann zwei, dann...

nein heute soll es mal nicht um den zweiten Advent gehen, sondern um etwas anderes, was aber auch mit Lichtlein zu tun hat – oder vielleicht geht es doch um den zweiten Advent?

Wenn Sie jetzt in die Kapelle kommen, werden sie sehen, dass Statuen von Maria und Josef ihren Platz getauscht haben. Vor Maria steht jetzt ein Opferstock. Diesen hat der „Förderverein Sankt-Getrauden-Hospiz“ für die Kapelle gestiftet. Aber nicht nur das. Sie haben auch eine Übung für alle mitgegeben, die dort eines der elektrischen Lichter anzünden möchten; denn sie haben auch die Kosten für die Kerzen übernommen. Das führt zu einer interessanten Erfahrung – für mich jedenfalls. Normalerweise steckt man ja 50 Cent oder einen Euro in die Spendenbox und steckt dann ein Kerzchen an. Man weiß zwar, dass das Geld für die Kerzen und die Instandhaltung des Ganzen verwendet wird, aber es fühlt sich trotzdem so ein bisschen an wie „ich zahle was verbunden mit meinem Fürbittgebet“.

Jetzt sind aber die Kosten schon übernommen worden. Jeder kann einfach ein Kerzchen nehmen und mit einem Anliegen hinauftun, so dass es auch noch weiterbrennt, wenn man selbst schon keine Zeit mehr hat, selbst da zu bleiben – vollkommen gratis. Für mich fühlte sich das beim ersten Mal etwas fremd an. Aber eigentlich ist es sogar eine schöne Übung für den Advent: Du musst für und vor Gott nichts leisten. Er schenkt Dir alles. An Dir ist es, diese „Gnade“ (=liebevolle Zuwendung) anzunehmen und darüber staunend zu beten oder es einfach nur als selbstverständlich wahrzunehmen.

Und dann können Sie ja mal schauen, ob es in Ihrem Alltag auch noch andere Dinge gibt, die eigentlich staunenswert wären, die wir aber viel zu selbstverständlich als „normal“ ansehen. Wenn Sie trotzdem etwas spenden wollen, dann überraschen sie jemanden einfach mit einem kleinen Geschenk an anderer Stelle, einfach so und ebenso gratis.

Eine gesegnete zweite Adventswoche
P. Adrian Kunert SJ