Dienstag, 12. Mai 2020

Von Coronastarre, Pfingstnovene und Schnutenpulli

Die Jünger saßen in ihren Häusern. Fenster und Türen waren geschlossen, denn sie befanden sich in Quarantäne und konnten  nicht mehr heraus. Sie hatten Angst, sich eventuell auch anstecken zu können. Aber es gab noch unendlich mehr Türen und Fenster, die verschlossen waren. Krankheiten, die hinter der normalen Coronaberichterstattung verschwanden.
Wie sieht es mit meinem Krebs aus?
Werde ich nach der Krise noch einen Job haben?
Wie hat sich die Krise auf meine Beziehungen und Freundschaften ausgewirkt?
War letztlich mein Glaube der Fels meiner Entscheidung oder nicht doch eine Form der Angst?
Die Jünger waren in ihren Häusern. Fenster und Türen waren verschlossen und sie hatten allen Grund dazu Angst zu haben, damals wie
heute.

Aber stimmt das denn? Damals wie heute sind die Jünger im Gebet, im Gespräch mit der Liebe ihres Lebens – und wo Liebe ist, vergeht die Angst.
Und dann gibt es die, die meinen, der Leib des Herren könne keine Krankheiten übertragen. Und sie rechtfertigen das mit „Glauben“. Die Angst zeige, dass der Glaube fehle und das Kriechen der Kirchen vor dem Staat, dass selbst die Hirten, die Gottesdienste nicht mehr als systemrelevant ansähen. Also weg mit aller „übertriebener Hygiene“?

Der Herre hat uns aber auch ein Hirn geschenkt. Wir sollen uns bekehren und nicht bekloppt sein. Und um es mal mit der alten Transsubstantiationslehre zu sagen, die Akzidentien (Geschmack, Geruch…) bleiben erhalten, wenn der Herr die Substanz wandelt, und da können auch Krankheitserreger und sogar Gift dran haften. Das wusste schon Thomas von Aquin.

Dann gibt es auch die, die sagen: wir können noch nicht wieder beginnen mit den öffentlichen Gottesdiensten; denn bei der jetzigen erlaubten Form sei das doch nur unwürdig möglich. Pinzette für den Leib Christi, kein gemeinsamer Lobpreis, Schnutenpulli selbst des Predigers während der ganzen Feier… Dann doch lieber keine Messe, oder?
Aber Hallo, wie wird denn eine Feier würdig? Durch die äußere Form? Ist es nicht vielmehr die Einstellung des Herzens? Will ich Gott anbeten, so wie es jetzt vernünftig möglich ist, oder will ich es nur zu meinen Bedingungen?

Ich glaube, die jetzige Krise ist weder Zeichen für eine Kirche, die sich selber überflüssig gemacht hat, noch eine Strafe Gottes, noch eine Schlange vor der wir angststarr verharren müssten bis sie uns verschluckt hat mit Haut und Haar. Viele Beiträge im Netz aber noch mehr auch in der Realität zeigen, dass die Kirche lebt. Und sie lebt aus dem Gebet, einer lebendigen Beziehung mit Gott. Diese Beziehung erfreut das Herz und erleuchtet den Geist. Nutzen wir die Zeit auf Pfingsten hin also um die Türen und Fenster unserer Herzen weit zu machen für den Geist. Beten wir zum Beispiel die Pfingstnovene, dass der Heilige Geist unsere Herzen, Hirne und Hände erfülle und wir anbeten, verkünden und wirken nicht aus Angst, sondern aus so einem Glauben heraus. Achten wir darauf, dass unser Herz beim Herrn ist und unser Mund und unsere Taten von Seiner Liebe zu allen künden – auch mit Schnutenpulli.
P. Adrian Kunert SJ

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